Nicht schattig, sondern zinspflichtig

Heeren-Werve. Der Straßenname „Schattweg“ zählt zu den ältesten Namen in Heeren-Werve. Als Treiberweg begann er im Ort Heeren am Anfang der heutigen Mittelstraße (bei Stövesand) und führte in die Baukingrotter Heide, das war die Landschaft hinter dem Heerener Holz. Diese Heide war früher im Eigentum der Dorfgemeinschaft Heeren. Sie wurde als Viehweide genutzt.

Bis zur Aufteilung der Heide um 1800 trieb der örtliche Viehhirte über den Schattweg das Vieh der Heerener Bauern und Kötter morgens in die Heide und abends zurück in die Ställe. In den Unterlagen zur Aufteilung der Baukingrotter Heide ist vermerkt, dass die „zwischen dem Eckey und der Baukingrotter Heide liegende breite Straße, der Schattweg genannt“ , nicht mit verteilt werden konnte, weil die Brinksitzer diesen Weg benutzen mussten, um ihre Ländereien zu erreichen.

Ursprünglich ein Weg zur Viehweide

Ein Brinksitzer war ein Hausbesitzer ohne eigenes Land, allenfalls mit einem großen Hausgarten. Häufig erhielt er aus dem Gemeinschaftseigentum ein Stück Land, für das er einen Zins an die Gemeinde zahlen musste. Diese Grundstücke nannte man Schatland. (Schat = ein Stück zinspflichtiges Land). Die Brinksitzer wurden meistens am Rand (Brink) eines Dorfes auf Gemeinschaftsland angesiedelt. Wir finden sie aber auch in den Dörfern selbst. Im Kirchspiel Heeren hatten die Brinksitzer auch das Recht, eine Kuh in die Gemeinschaftsweide einzutreiben. Häufig übten sie zur Sicherung ihrer Existenz einen Handwerksberuf aus oder waren als Tagelöhner auf einem Hof tätig. Der Name „Schattweg“ hat also nichts mit der Tatsache zu tun, dass er auf einer Länge von zirka 200 Metern durch den schattigen Heerener Wald führt.

Als die Eisenbahn noch einenHaltepunkt in Heeren hatte

Dass der Schattweg früher einmal „Bahnhofstraße“ hieß, wissen nur noch Wenige. Als 1899 eine Bahnstrecke von Kamen, hinter dem Heerener Holz verlaufend, bis nach Königsborn gebaut wurde, bekam Heeren einen Eisenbahn-Haltepunkt mit einer Wartehalle. Er lag etwa zwei Kilometer von der Ortsmitte entfernt. Der Gemeinderat von Heeren hatte sich vehement für diesen Haltepunkt eingesetzt. Der Landwirt Schnepper baute 1900 eine Bahnhofsgaststätte und verkaufte die Fahrkarten. Zuletzt war diese Gastwirtschaft als beliebtes Ausflugslokal unter dem Namen „Haus Engels“ bekannt. Die Gemeindevertretung gab dem Schattweg den Namen Bahnhofstraße. Bereits im ersten Weltkrieg wurde der Personenverkehr auf dieser Strecke eingestellt. Um 1920 erfolgte die totale Stilllegung dieser Eisenbahn. Die Bahnhofstraße bekam ihren alten Namen, Schattweg, zurück.

Heute hat sich die Straßenführung des Schattwegs durch die Erschließung des Gewerbegebietes Unna Nord verändert. Im Zuge der Karstadt-Ansiedlung wurde der westliche Teil der Trasse eingezogen und durch eine breite Verkehrsstraße ersetzt. Doch dieses neue Teilstück behielt den Namen „Schattweg“. so dass man von dem „neuen“ und dem “alten“ Schattweg spricht. Er ist für den Abfluss des örtlichen Verkehrs zur Autobahn A 1 wichtig.

In den nächsten Tagen stellen wir Ihnen weitere Straßen in unserem Verbreitungsgebiet vor.

Wir schauen uns in Bergkamen Am Wiehagen um.

In Kamen widmen wir uns beim nächsten mal der Pröbstingstraße.

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