Die Familie ging, der Name blieb

Heeren-Werve. Die Pröbstingstraße verbindet als innerörtliche Straße in Heeren die Mittel- und Märkische Straße. Den Namen führt diese Straße erst seit 1968, als im Zuge der kommunalen Neuordnung in der Stadt Kamen bei den Straßennamen Doppelnennungen beseitigt werden mussten. Die Straße hieß früher Kirchstraße, weil hier die kath. Herz-Jesu-Kirche steht.

Die Kirche wurde 1910 von der jungen katholischen Gemeinde, in der überwiegend die katholischen Bergarbeiter der Zeche Königsborn 2/5 zusammengeschlossen waren, erbaut. Die Straße lief nach Osten direkt auf das alte Pröbstinggut zu, das 1815 von der Familie Schulze Pröbsting durch eine Erbtochter an die aus Hemer stammende Familie von der Becke kam.

Namensgeber gingen nach Amerika

Durch die Benennung „Pröbstingstraße“ soll die Erinnerung an dieses alte Domänengut wachgehalten werden. Pröbstinggut, die Mühle und weitere fünf Höfe bildeten bis um 1750 die Bauerschaft „Ostheeren“. Heute steht auf dem Grundstück des Pröbstinggutes eine Bergbau-Eigenheimsiedlung. Die Straße, die durch diese Siedlung führt, erhielt fälschlicherweise den Namen „von-der-Becken-Straße“, doch die Familie hieß „von der Becke“. Um 1900 veräußerte der Eigentümer von der Becke den fast 400 Morgen großen Besitz an die Königsborner Bergwerksgesellschaft und wanderte mit seinen Angehörigen nach Amerika aus. Das Schicksal des Hofes war damit besiegelt. Die Bergbaugesellschaft ließ die umfangreichen Wirtschaftsgebäude, darunter Kuh- und Schweineställe, zu Bergarbeiterwohnungen umbauen. Auch in das Herrenhaus zogen Bergleute ein. 1957 wurden sämtliche Nebengebäude abgebrochen. Die Hofgrundstücke wurden bebaut. Das stattliche Haupthaus aus dem Jahr 1845 war letzter Zeuge einer großbäuerlichen Tradition und einzig verbliebener Rest des uralten Pröbstinggutes. 1980 rückte die Planierraupe an und beseitigte, den repräsentativen, denkmalwürdigen Bau mit seinen klassizistischen Stilelementen. Letzte Eigentümerin des Hauses war die Bladenhorster Grundstücksverwaltungsgesellschaft in Castrop-Rauxel. Auf dem Grundstück wurden fünf Reiheneigenheime errichtet. Auch das Pröbstingholz, ein kleiner Wald im Süden von Heeren, erinnert an das Pröbstinggut, der Name „Friedrich-Pröbsting-Haus“ für das Wohnheim für behinderte Mitbürger weist auch auf das Pröbstinggut hin. Die Vorfahren des Namensgebers, ein Kamener Pfarrer, stammen vom Ostheerener Pröbstinggut.

Eigentlich hieß die Pröbstingstraße ja früher einmal Kirchstraße, doch zur Erinnerung an das alte Gut wurde sie 1968 umbenannt.

Auf dem ehemaligen Grundstück des Gutes steht heute fünf Reiheneigenheime.

Auch das Pröbstingholz, ein kleiner Wald im Süden des Stadtteils, erinnert an das Gut.