Kamen. Ein Freund warnte Hermann Hupe 2003 davor, einen Bürgermeisterjob anzutreten, in dem es angesichts von Finanznöten nichts zu gestalten gebe. Im Sommergespräch mit unserer Redaktion aber tritt er neun Jahre nach seinem Dienstbeginn den Gegenbeweis an.
Die letzten zwölf Monate seien die arbeitsreichste Phase seiner Amtszeit gewesen, so Hupe. Wichtige Baustellen in der Stadt seien weitgehend abgearbeitet. Nur eines gelte damals wie heute trotz des Ausstieges aus dem Nothaushalt: Kamen hat auch weiterhin kein Geld.
2003 sei es darum gegangen, eine Grundsatzentscheidung zu treffen. Entweder wir hätten alles zurückgefahren, was nur zurückzufahren war. Oder wir bestehen darauf, uns unsere Gestaltungsansprüche nicht nehmen lassen, betont Hupe. Er habe sich für den zweiten Weg entschieden.
Keine Spitzenlasten für Bürger
Die jüngste Folgeentscheidung, aus dem Nothaushalt auszusteigen über den Weg einer zehnjährigen Konsolidierung, gehört für ihn zu den zentralen Stufen auf diesem Weg. Er sei den Bürgern dankbar dafür, dass sie die Debatte über die Grundsteueranhebung sachlich und mit viel Verständnis geführt hätten. Viele Bürger haben verstanden, dass dieser Weg sinnvoll ist, glaubt der Bürgermeister.
Hupe ist überzeugt davon, dass Kamen keineswegs mit Spitzenlasten für die Bürger in der Region da stehen werde. Im laufenden Jahr trage der Sanierungskurs. Wenn sich Signale bestätigten, dass der Bund bei der Eingliederungshilfe, bei Migration und Inklusion stärker Lasten übernehme, dann könne man sogar den Bürger etwas zurückgeben oder neue Lasten in der Zukunft abmildern.
Auch in den Nothaushaltsjahren aber sei es in Kamen gelungen, wichtige Projekte noch zu realisieren. Die Innenstadtsanierung habe Leerstände nicht stoppen und eine Lösung für Hertie bisher nicht befördern können. Dennoch habe man hier verbesserte Rahmenbedingungen geschaffen und mehr Aufenthaltsqualität für die Bürger erzeugt. Bei der Parksituation in der Stadt sei man auf gutem Weg, habe das Bahnhofsumfeld modernisiert und eine gute Schullandschaft erhalten. Das Konjunkturpaket zwei der Bundesregierung habe hier geholfen. Zudem habe das Land die Entwicklung der Sportschule Kaiserau zum modernen SportCentrum unterstützt. Mit dem Severinshaus habe man ohne öffentliches Invest einen weiteren positiven Baustein für die Stadt geschaffen. Die Nahversorgungssituation stimme und auch kulturell habe Kamen einiges zu bieten.
Das beschlossene Zusammengehen mit dem Knappschaftskrankenhaus und der Klinik in Lünen-Brambauer sei ein wichtiger Erfolg für das Hellmig-Krankenhaus, ist Hupe überzeugt. Hier gehe es darum, die Beschäftigten zu schützen und noch bessere Leistungen für die Patienten zu sichern.
Die verabredeten Fusionsgespräche der Sparkassen Kamen und Unna sieht Hupe bei noch offenem Ergebnis ähnlich positiv. Dies sei die richtige Antwort auf die inzwischen dritte Bankenkrise, um Kundenvertrauen noch zu stärken, Sicherheit für Beschäftigte auszubauen und sich zu wappnen für weitere Marktverschiebungen.
Auch bei den Gemeinschaftsstadtwerken gebe es Gestaltungszwänge im Zeichen der Energiewende. Mit neuem Engagement bei der Energieproduktion allein wie mit Partnern und der Einbindung in Kooperationen beim Energieeinkauf seien wichtige Wege eröffnet.
Dennoch sei nun nicht alles gut in der Stadt. Bei der Haushaltsführung sei auf Jahre hohe Disziplin und viel Detailarbeit nötig, um das Ziel der Konsolidierung zu erreichen. Die Zeiten bleiben schwierig, bekennt Hupe. Weiterer Stellenabbau sei nötig, werde aber begleitet von Qualifizierungs- und Ausbildungsanstrengungen.
Für die Folgejahre zunächst einmal bis zur nächsten Bürgermeisterwahl 2015 will Hupe weitere Herausforderungen annehmen. Auf dem Tisch liege ja schon ein Konzept, um nach den Außenstadtteilen auch in der Innenstadt die Ausstattung mit Sportplätzen auf einen neuen Stand zu bringen. Der angedachte Weg mit einem modernen Sportzentrum an der Gutenbergstraße ist für ihn der richtige und ein machbarer Weg.
Eine große Aufgabe bleibe die Verbesserung des Zustandes der Straßen in der Stadt. Mit den Projekten für Derner und Germaniastraße packe man mit Hilfe von Fördermitteln zwei Problemstellen an. Und zudem müsse auch unter Kamen weiter gearbeitet werden, um nicht nur das Kanalisationssystem, sondern auch andere Versorgungsstrukturen auf modernem Stand zu halten. Hupe ist überzeugt: Es bleibe auch weiterhin einiges zu gestalten.