Kamen. Eine kleine Straße in Kamen heißt Wimme. Sie verläuft zwischen der Dunklen Straße im Westen und der Schulstraße im Osten und führt an der Turm-, der Nordseite der Kirche Heilige Familie vorbei. Geht man geradeaus weiter und folgt der Julius-Voos-Gasse weiter nach Osten, trifft man auf den Wiemeling.
Zwei merkwürdige Namen, und doch einander ähnlich. Gehören sie etwa zusammen?
Ursprünglich Aussteuer
Der Name Wimme geht zurück auf das mittelhochdeutsche Wort widem(e), das wiederum aus dem althochdeutschen widamo herrührt und in seiner ursprünglichen Bedeutung Aussteuer hieß. Dabei handelte es sich zunächst um die Gabe eines Bräutigams an den Brautvater vor der Eheschließung. Dann merkte man, dass aber vor allem der Ehefrau geholfen werden musste, da es häufig vorkam, dass der Mann vor ihr starb und die Frau unversorgt zurückblieb. Aus der Zuwendung an den Brautvater wurde also eine an die Ehefrau zu ihrer Versorgung.
Gleichzeitig war ein solches widum das unbewegliche Vermögen einer Kirchenpfründe, in der Regel das Pfarrhaus, das nicht selten das Geschenk eines reichen Gönners an die Kirche war (die Kirchensteuer gibt es erst seit 1919), oft aus seinem Erbe, um sich einen Platz im Paradies zu sichern. Und sein sonstiges Einkommen mussten sich die Geistlichen sichern, indem sie sogenannte Stolgebühren nahmen, das sind Gebühren für kirchliche Handlungen, zu denen die Stola getragen wurde, z.B. Taufe, Trauung, Begräbnis (es durfte keine Gebühr genommen werden für die heilige Eucharistie, die Beichte und die letzte Ölung).
Standort des Pfarrhofs
Diese beiden Bedeutungen trennten sich im 17. Jahrhundert, als mit widum ausschließlich das Pfarrhaus gemeint war. So wissen wir, dass Straßen bzw. Gassen namens Wimme immer Standort eines Pfarrhofs waren.
Der Kamener Pfarrer und Chronist Friedrich Pröbsting berichtet in seiner 1901 erschienenen Geschichte der Stadt Kamen, dass zu seiner Zeit die Wimme noch Wieme hieß. Der Zusammenhang dürfte also klar sein: Wiemeling ist die Verkleinerungsform von Wieme, so wie es z.B. auch Liebling und Säugling gibt.
Und noch etwas: das mittelalterliche Wort lebt heute noch im Verb widmen weiter und hat in den letzten Jahren eine unerwartete Popularität erlebt: Fußballer widmen ihre Tore ihren Freundinnen oder Neugeborenen.