Sorge wächst vor Rechtsanspruch

Kamen. Alle Richtwerte des Landes erfüllt – aber ob es reicht? Klagen wegen womöglich fehlender U-3-Plätze drohen der Stadt im nächsten Jahr, leer stehende Räume vielleicht nur wenige Jahre danach.

Eigentlich, so Fachbereichsleiter Klaus Güldenhaupt und Beigeordneter Reiner Brüggemann, habe man einen erfolgreich bewältigten Kraftakt zu feiern. Die Stadt und die örtlichen Träger der Kindertageseinrichtungen steigern bis zum 31. August 2013 die Zahl der U3-Betreuungsplätze von 174 auf 230 und wollen zugleich das Tagespflegeangebot wieder ausbauen. 300 Plätze für 943 Kinder, von denen 600 einen Rechtsanspruch hätten: Damit wäre die Landesempfehlung von 32 Prozent locker erfüllt.

Freie Plätze in wenigen Jahren

Doch es mehren sich Zweifel. Das Buchungsverhalten nimmt landesweit zu, ein Spitzentreffen hat vor deutlich stärkerer Nachfrage gewarnt. Es werden Notmaßnahmen empfohlen wie Zulassung von mehr Kindern pro Gruppe oder Platzsharing, bei dem sich Kinder einen Platz zeitlich aufteilen.

Niemand wisse letztlich, wie viele Kinder der betroffenen Jahrgänge angemeldet werden, so Brüggemann. Offen sei, ob ein Rechtsanspruch nur für die Mindestzahl von Stunden oder das Maximalangebot besteht. Am Ende könnte auch die Investition von drei Millionen Euro in neue Plätze von 2008 bis 2013 nicht ausreichen, zumal der U3-Ausbau Reduzierungen bei den Plätzen für ältere „Regelkinder“ erzeugt. Und der Boom könnte von kurzer Dauer sein. In Folge der Demografie könnten schon in wenigen Jahren Plätze frei bleiben.

Die Stadt will dennoch weitere Ausbauideen gemeinsam mit den Trägern entwickeln. Doch die sehen sich am Ende ihrer Investitionskraft. Für die evangelische Kirchengemeinde Heeren-Werve zum Beispiel betont Pfarrer Herbert Ritter, es gebe keine Rücklagen mehr, um vorgeschriebene Eigenanteile bei weiteren Erweiterungen zu stemmen. Auch andere Träger sehen ihre Möglichkeiten erschöpft, so Brüggemann. Aber auch für Notfallmaßnahmen gibt es wenig Begeisterung. Herbert Ritter sieht dazu räumlich und personell keine Chance. Reiner Brüggemann warnt vor einer verfrühten Debatte. Im Bedarfsfall, verspricht er, werde man mit den Trägern alles für eine Lösungssuche tun.