Kamen. Wer soll das noch bezahlen, wenn ab Januar 2013 die neuen Stromrechnungen ins Haus flattern? Erhöhungen zwischen 8 und 12 Prozent kündigen Energieversorger an. Besonders hart wird es Hartz IV-Empfänger treffen. Die müssen ihre Stromkosten nämlich aus dem Regelsatz bestreiten (374 Euro), während Heizung, Miete und Nebenkosten aus den Zahlungen des Jobcenters für den Wohnunterhalt gedeckelt werden. Aber auch Ältere mit geringer Rente werden Probleme haben.
Schon vor der avisierten Erhöhung ist in diesem Jahr die Zahl der säumigen Zahler im Versorgungsgebiet der GSW gestiegen. 1050 mal wurden seit Januar Sperraufträge erteilt, 100 mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Nicht immer aber, betont Pressesprecher Tim Jonas wurde die Sperrung auch vollzogen. In einigen Fällen habe man aus Kulanz darauf verzichtet, in anderen Ratenzahlungen vereinbart.
Stadt spart beim Licht
Auch großen Stromkunden treibt die angekündigte Erhöhung Sorgenfalten auf die Stirn. Das gilt beispielsweise für die Stadt selbst, die in ihren Gebäuden und Liegenschaften jährlich rund 3,5 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom verbraucht. Allein die angekündigte Erhöhung der EEG-Umlage verursacht daher 2013 Mehrkosten von rund 70 000 Euro. Die tatsächlichen Kosten für die Strompreiserhöhung werden deutlich höher zu Buche schlagen. Schulen, Sporthallen und Sportanlagen verursachen dabei rund 70 % der Stromkosten.
Umso mehr gelte es daher, so der Beigeordnete Reiner Brüggemann, beispielsweise Sportvereine dafür zu sensibilisieren, Beleuchtung und Flutlichtanlagen nicht länger als erforderlich in Betrieb zu haben. Auch Einsparungen im Bereich der Straßenbeleuchtung stünden weiter auf der Agenda. Niemand soll im Dunkeln stehen. Es soll keine Angsträume geben. Aber überall, abseits von Wohngebieten und wo es aus Sicherheitsgründen nicht zwingend erforderlich ist, kann man über Abschaltung nachdenken, sagt Brüggemann. Parallel dazu werde man gemeinsam mit den GSW veraltete, stromfressende Leuchtungstechnik durch verbrauchsfreundliche LEDs ersetzen.
Verbrauch schon gesenkt
Auch am Hellmig-Krankenhaus hat Geschäftsführer Norbert Vongehr schon einmal gerechnet: Bei einem jährlichen Stromverbrauch von 2,3 Millionen kWh kalkuliert er mit Mehrkosten von 46 000 allein aus der EEG-Umlage. Das entspricht ungefähr dem Jahresverdienst einer Krankenschwester! Kurzfristig seien diese Kosten kaum zu kompensieren. Vongehr weist darauf hin, dass schon viel bei der energetischen Sanierung am Krankenhaus erreicht worden ist. So sei es gelungen den Stromverbrauch von rund 3,2 Millionen kWh im Jahr 2005 auf heute 2,3 Millionen zu senken. Gerade vor dem Hintergrund steigender Energiepreise werde man auch nach der zum Januar 2013 geplanten Krankenhaus-Fusion weiter in die energetische Sanierung investieren.
Eigenes Kraftwerk im Keller
Durch eine Modernisierung der Lüftungstechnik, vor allem aber durch die Errichtung eines mit Erdgas betriebenen Blockheizkraftwerkes wolle man weitere 20 bis 30 % des Stromverbrauches senken. Umgesetzt werden sollen diese Pläne bis 2015. Das Blockheizkraftwerk, das an die vorhandene Kesseltechnik angeschlossen werden kann, soll dann die Strom-Grundlast und Wärme für das Haus selbst produzieren. Zukunftsmusik, die dem Krankenhaus im Moment nicht hilft, die Mehrkosten für Energie aufzufangen.