Kamen. Vor der Hacke ist es duster, zitiert Andreas Brandt ein bergmännisches Sprichwort und präzisiert: Das Ergebnis der Testbesaugung vorweg nehmen zu wollen, die in gut zwei Wochen unter dem Grillo-Förderturm in der Sesekeaue startet, sei Glaskugelgucken.
Wenn ich es wüsste, würde ich sofort einen Antrag stellen, erklärt Brandt. Gleichwohl ist der Projektleiter Grubengas der Minegas GmbH, einem Tochterunternehmen der Steag, ziemlich zuversichtlich, dass man verwertbares Methangas gewinnt aus dem stillgelegten Schacht. Wir haben es schon gemessen, sagt er. 60 Prozent Methan seien festgestellt worden. Ab 25 Prozent Methangehalt lohnt sich die Gewinnung von Grubengas. Sollten also die Ergebnisse der kommenden Wochen zeigen, dass eine Grubengasverwertung wirtschaftlich ist, würde die Minegas ein Genehmigungsverfahren für die Gewinnungs- und Verwertungsanlage durchführen.
Keine lästigen Geräusche
Gestern wurden für die Testbesaugung, die das Unternehmen zwei bis drei Monate auf der ehemaligen Zeche Monopol vornehmen will, Container, notwendige Rohre und sonstige Bauelemente angeliefert. Ist die Installation der Rohrverbindungen und elektronischen Anschlüsse über die Bühne, kann die Minegas die ferngesteuerte Anlage in Betrieb nehmen. Für die Besaugung wird an der bereits bestehenden Entgasungsanlage des verfüllten Schachtes eine Saugvorrichtung angebracht, und zwar direkt an der sogenannten Protegohaube, durch die das Gas aus der Grube in die Atmosphäre abströmt. Ursprünglich sollte der Betrieb der Anlage mit einem Notstromaggregat laufen. Weil man aber Lärmbelästigungen für die Anwohner vermeiden wollte, wurde ein Stromanschluss gelegt. Überdies hat die sogenannte Ausblase einen Schalldämpfer, der lästigen Lärm schluckt. Die Geräusche der Anlage gehen im Verkehrslärm unter, versichert Brandt.
Was aber soll nun getestet werden in der Anlage? Wir untersuchen den Methan-Gehalt und die -Menge, erläutert Brand. Aber auch den Anteil der übrigen Stoffe. Ein hoher Kohlendioxid-Anteil beispielsweise sei störend, weil CO2 ein Löchgas sei. Eine Verbrennung wäre unmöglich, macht er deutlich. Wie viel Methangas in dem stillgelegten Schacht sei, hänge von seiner Tiefe und Reichweite ab. So viel ist bekannt: Das Rohr der Entgasungsanlage reicht 400 Meter tief. Mit ersten Testergebnisse rechnet Minegas in rund drei Wochen.
Und inwieweit profitieren die Stadt Kamen und ihre Bürger von der Grubengasverwertung? Es wäre lokal produzierte, grüne Energie, die da ins GSW-Netz gespeist würde, antwortet Andreas Brandt. Eine durchschnittliche Anlage produziere jährlich zwischen 550 und 600 Megawatt Strom. Davon könne man eine Stadt wie Duisburg versorgen.