Die Innenstadt trägt Streifen

Kamen. Es fällt ins Auge: Die Innenstadt zeigt sich gestreift. Denn die Verwaltung hat den Beschluss in die Tat umgesetzt, den Kreisverkehren in der Innenstadt Zebrastreifen zu spendieren.

„Endlich mal ‘ne vernünftige Sache“, freut sich Waldemar Gretzinger.

Den treffen wir am Kreisel Hammer Straße / Derner Straße. Der 68-Jährige erzählt, zu streifenlosen Zeiten hätten wohl schon Autofahrer gehalten, wenn da ein Fußgänger stand. Aber: So ganz sicher sein konnte man da nie. Klar, auch jetzt ignorierten noch einige Wenige hinterm Lenkrad die Fußgänger – aber dieser Anteil sei merklich geringer geworden.

Aus dem Jahr 2010 stammt die Entscheidung, Zebrastreifen quasi flächendeckend vor den Kreiseln aufzutragen. Bedenken gab es freilich auch: etwa, dass ein Zebrastreifen Schulkindern eine Sicherheit vorgaukeln könnte, die gar nicht gegeben sei. Das betrifft etwa die Jungen und Mädchen der Diesterwegschule. Die haben erklärt bekommen, dass der Zebrastreifen keinen Freibrief bedeutet, einfach los zu rennen.

Die Heerenerin Rebecca Grosch – mit ihren Hunden Moyo und Punky vom Auslauf am Galgenberg unterwegs zur Café-Verabredung in der City – denkt gerade auch an ihren sieben Jahre alten Sohn, wenn sie die Innenstadt-Zebrastreifen lobt: „Könnten wir in Heeren auch gut gebrauchen!“ Da müsse ihr Sprössling nach Ampeln Ausschau halten, wenn er sicher über die Straße wolle.

Henry Zimmer, der einen Steinwurf vom Kreisel entfernt in der Bleiche wohnt, ist längst Stammkunde – wenn dieses Wort bei Zebrastreifen erlaubt ist. Fast täglich geht er drüber, „schön gemütlich“. Früher seien die meisten Autos ohne anzuhalten durchgerauscht, wenn ein Fußgänger am Bordstein oder auf der Verkehrsinsel stand. Die Streifen: „eine feine Sache“. Dem pflichtet Inge Liebich bei: Die 76-jährige Gelegenheitsautofahrerin aus der Weimarer Straße hält die Zebrastreifen keineswegs für ein Hindernis im fließenden Verkehr, sondern für einen Pluspunkt im Sinne von jungen Frauen mit Kinderwagen. Oder von gebrechlicheren Menschen mit Rollator oder im Rollstuhl.

„Manchmal gehen die Autofahrer schon schwer in die Eisen“, sagt Andreas Tscharnke. Der muss es wissen: Im Kiosk neben dem Krankenhaus ist er quasi auf ständigem Beobachtungsposten mit Blick zum Kreisel auf der Nordstraße. Bei ihm selbst und der Kundschaft kommen die Streifen gut an. „Sein“ Kreisel sei ja nun mal eine Art Knotenpunkt für viele Nichtmotorisierte aus nördlichen Wohnquartieren auf dem Weg in den Stadtkern. Für sie, so lautet Tscharnkes Fazit, sei das (Fußgänger-) Leben in der Stadt komfortabler und sicherer geworden.