Kamen. Eine Koppel lateinisch copula ist ein Verbindungsstück oder ein Band. Und genau so zog sich das große Areal, das in der Kamener Urkatasterkarte von 1827 so hieß, wie ein Band westlich bis südwestlich um die Stadt.
Dieses Gelände umfasst das gesamte Areal südwestlich bis westlich der Stadtmauer: Auf der kleinen Koppel im Süden, direkt an den südlichen städtischen Filleplatz (Abdeckplatz für die Schuhmacher und Gerber) angeschlossen, reicht sie in zwei Arealen In der Koppel bis nördlich des Westentors. Westlich schließt sich der Kalthof an, nördlich Auf dem Spiek. Älteren Kamensern dürfte dieses Gelände wohl noch als Römers Wiese in Erinnerung sein.
In früheren Zeiten handelte es sich bei der heutigen Koppelstraße nur um einen Feldweg auf dem Weg zur Weide. Vom Westentor gingen zwei Wege ab: Der wichtigere, daher größere, führte zur Hansestadt Lünen, eine alte Handelsroute und eine kleine nach Westick und Methler, die damals einzige Verbindung dorthin.
Im Süden ging dieser Feldweg bis zur Seseke, die vor der Regulierung in den 20er Jahren hier einen starken Knick nach Süden machte, im Norden über das Kämertor hinaus bis zum Norden- oder Viehtor.
Die Koppelstraße wurde erst in den 20er Jahren zur richtigen Straße ausgebaut, in Verbindung mit dem Seseke-Umbau. Es handelte sich dabei um den Beginn einer Umgehungsstraße. Eigentlich eine recht weitsichtige Entscheidung, können doch heutige Städte den modernen Verkehr nicht mehr verkraften. Im Mittelalter war das undenkbar. Man wollte allen Verkehr in der Stadt haben, er brachte Akzise (Warenzoll), und die Bewohner wünschten die Beschickung der Märkte. Und die Kaufleute schätzten die Sicherheit innerhalb der Stadtmauern.
Die Seseke war damals schon zu einer Kloake verkommen. Obendrein waren die alljährlichen Überschwemmungen gefährlich. Bis in die Weststraße stand das Hochwasser manchmal. Um diesem Problem Herr zu werden, war 1913 die Seseke-Genossenschaft gegründet worden.
Da traf es sich gut, dass der damalige Bürgermeister Berensmann und sein Baurat große Aktivität bei der Neugestaltung der Stadt entwickelten. Um die Seseke einzudeichen, brauchte man viel Aushub. Den bekam man auf dem Areal In der Koppel und am Bahndamm gegenüber der Post. So hatte Kamen 1930 zwei wunderschöne Teiche, die sich schnell größter Beliebtheit erfreuten. Besonders der Koppelteich, den die Kamener mit Gondeln befahren durften. Im Winter waren beide Teiche bestens geeignet zum Schlittschuhlaufen.
Gleichzeitig mit dem Straßenbau wurden auch die dortigen Häuser errichtet. Sie gehörten wohl der Zeche und waren für die sogenannten Zechenbeamten gebaut.
Rathenau- und Wessel-Straße
Die Koppelstraße wurde am 20. August 1924 für den Verkehr freigegeben und hieß Walther-Rathenau-Straße, nach dem von Nazis ermordeten Reichsaußenminister, der von Nazis ermordet wurde. 1934 wurde die Straße nach Horst Wessel benannt. Sowohl Rathenau und Wessel waren für ihre Anhänger Märtyrer. Nach dem zweiten Weltkrieg erhielt der Weg den Namen Koppelstraße.