Unsere Spuren im Netz

Kamen/Berlin. Was sind persönlichen Daten wert? Für viele nichts, wenn man bedenkt, wie sorglos viele Leute allerlei Interessantes im Internet von sich preisgeben: Geburtsdatum, Hobby, Vorlieben, Bildung, Beziehungsstatus und das sind nur fünf von tausenden Informationen, die einige ins Internet stellen.

Einer, der sich intensiv mit dem Umgang mit Daten im Netz beschäftigt, ist Henning Tillmann, Kamener, jetzt Wahlberliner, SPD-Politiker und Student der Humboldt-Universität, an der er gerade seine Diplomarbeit schreibt.

Diese setzt sich mit dem Browser-Finger-Printing auseinander, dem Fingerabdruck von Internet Explorer, Firefox und Co. „Ich will wissen, wie eindeutig ein Computer zugeordnet werden kann“, sagt Tillmann. Dafür werden eigentlich Cookies benutzt, kleine Dateien, die Internetseiten auf dem Computer ablegen, um dem Kunden etwa personalisierte Kauftipps zu geben. Diese lassen sich mittlerweile bequemer abschalten, was vielen nicht unbedingt gefällt.

Der Fingerabdruck könnte also das nächste große Ding sein, um personalisierte Werbung an den Mann zu bringen. Auf der Internetseite, über die Tillmann Datensätze für die Diplomarbeit sammelt, können Interessierte schon sehen, welche Daten der Student ohne Probleme abfragt: Einstellung des Monitors, benutzter Browser, ungefährer Standort, sogar die Desktop-Farbe und die installierten Schriftarten. Insgesamt sind es dutzende Daten, über die sich wahrscheinlich Computer eindeutig identifizieren lassen, da jeder seinen PC anders eigenerstellt hat.

Und auch ein gewisser Rückschluss auf die Person davor lässt sich schließen. Ein rosa Bildschirmhintergrund und eine Disney-Schriftart lässt eine, zugegeben vage Einschätzung der Persönlichkeit zu. CDU-Mitglieder haben oft die Partei-typische Schriftart für Korrespondenz und Co. installiert, die Mitglieder lassen sich also auch finden.

Dass Datensammlung per se schlimm ist, möchte Henning Tillmann nicht sagen. Ihm ist wichtig, dass der Mensch selbst entscheiden kann, wer welche Information über einen hat. „Oder ob der Nutzer völlig anonym im Netz sein kann.“ Beispiel Google: Wer oft nach „gerötete Augen“, „Schnupfen“ und „Niesen“ sucht, leidet vielleicht unter Heuschnupfen. Ein Dienstleister muss so etwas nicht unbedingt wissen, findet Tillmann. „Oder wäre es okay, wenn ihr Postbote von solchen Krankheiten weiß?“

„Medienkompetenz stärken“

Das ist eine Frage, die jeder mit sich selbst klären muss. Dafür müsse aber die Medienkompetenz der Nutzer gestärkt werden. „Viele leben transparent“, sagt Tillmann über die „Post-Privacy-Generation“, die offen mit ihrer Privatsphäre umgeht. Jedoch sei es enorm wichtig, dass die Nutzer lernen, wie sie verantwortungsvoll mit Privatsphäre umgehen und was es bedeutet, Dinge öffentlich zu machen. „Man muss sich fragen, ob man sich auch in einer Zeitung so präsentieren möchte“, sagt Tillmann. Aber oft genug würden Menschen zwischen Öffentlichkeit in klassischen und modernen Medien unterschieden, obwohl die seiner Sicht nicht mehr existiert.

Henning Tillmann sucht noch Teilnehmer für seine Forschung: bfp.henning-tillmann.de

Wer mitmachen möchte, muss nur auf die Seite gehen, ein Häkchen setzen und dann einmal klicken.

Die Daten verwendet er anonymisiert in der Diplomarbeit.