Kamen. Die Bezirksregierung befand es nicht für nötig, also ergriff die Stadt selbst die Initiative: Gestern hat das Büro Eurofins fünf Passivsammler an der Lünener Straße, Stormstraße und Nordring installiert. Die Dosen in drei Meter Höhe messen den Stickstoffdioxidgehalt in der Luft (siehe Kasten) und könnten 2014 für einen neuen Luftreinhalteplan für Kamen sorgen.
Wir versprechen uns davon Klarheit, sagt Stadtplaner Uwe Liedtke. Denn die NO2-Belastung auf der Lünener Straße ist derzeit nur theoretisch nachgewiesen: Ein städtisches Gutachten von 2011 ergab eine rechnerisch punktuelle Überschreitung beziehungsweise Annäherung an den Grenzwert (40 Mükrogramm im Jahresschnitt). Die Bezirksregierung, in deren Verantwortung die Lünener Straße fällt, rechnete daraufhin selbst nach und befand, dass keine Gefahr bestehe und deshalb der aktuelle Luftreinhalteplan ausreichend sei. Eine Aussage, die den Anwohnern nicht gefällt und die auch die Stadt eher skeptisch sieht: Die Verwaltung habe den Anspruch, die Anwohner vor gesundheitlichen Risiken zu schützen.
Deshalb begann Eurofins gestern die fünf Sammler aufzustellen, die zwölf Monate lang messen werden. Einmal im Monat werden die Messröhrchen ausgewechselt und ausgewertet. So soll ein Jahresmittel errechnet werden. Mit diesen Daten können sich andere Handlungsspielräume ergeben, sagt Karsten Harrach vom Fachbereich Planung, Bauen, Umwelt. Wenn Grenzwerte überschritten werden, muss das Regierungspräsidium laut Stadtplaner Liedtke reagieren und einen angepassten Luftreinhalteplan erstellen.
Wie dieser aussehen kann, ist derzeit nur Spekulation. Möglich wäre etwa ein Nachtfahrverbot für Lastwagen oder ähnliche Maßnahmen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass eine Stadt vom Verkehr lebt, betont Friedhelm Lipinski, Vorsitzender des Planungs- und Umweltausschusses. Das komplette Aussperren ist also unmöglich. Lipinski hofft daher auch auf eine Zukunft mit besserer Technik.
Um belastbare Zahlen zu bekommen, werden die Sammler zwölf Monate im Stadtgebiet hängen und messen. Die Messröhrchen können nur einen Monatsschnitt abgeben. Spitzen, wie bei Staus, werden nicht erkannt. Dafür sei bessere Technik nötig, sagt Dr. Katrin Dieckmann von Eurofins.