Kamen. Weit und breit kein Haus, die Telefone abgeklemmt und die Türen verschlossen es klingt wie ein Horrorfilm, was Helma Sekunde erzählt. Aber eigentlich schildert die Senioren nur von einer Kaffeefahrt. Vier oder fünf hat sie mitgemacht.
Gestern warnte sie gemeinsam mit der Verbraucherzentrale, der Kriminalprävention Opferschutz und Senioren helfen Senioren vor der Abzocke.
Diese als Ausflug getarnten Verkaufsveranstaltungen haben natürlich ihren Reiz. Die Fahrt kostet 9,95, wer mit der AWO wegfährt, zahlt auch mal 25 Euro, sagt Jörg Theis von Senioren helfen Senioren.
Ausbruch aus der Einsamkeit
Dazu der Ausbruch aus der Einsamkeit, unter der viele Senioren leiden, und als i-Tüpfelchen versprechen die Veranstalter auch noch einen Riesengewinn. Wie diesen Computer, den Elvira Roth (Verbraucherzentrale) mittlerweile auf ihrem Schreibtisch stehen hat. In der ,Gewinnbenachrichtigung stand extra, dass jeder Gewinner ein Tragegerät bekommt so ein Computer ist ja schwer, sagt die Verbraucherschützerin. Den Computer hat sie von einer betrogenen Mitfahrerin geschenkt bekommen: Der Computer ist zehn Zentimeter hoch und eigentlich nur ein Radio.
Seit 22 Jahren arbeitet Elvira Roth bei der Verbraucherzentrale. Und seitdem sind Kaffeefahrten ein Dauerbrenner, sagt sie. Nachdem die Beschwerden ein paar Jahre lang zurückgingen, stiegen sie in diesem Jahr wieder sprunghaft an. Auch weil die Masche teils eine andere ist, berichtet Polizistin Petra Landwehr. Wurden die Senioren früher in die Pampa gekarrt, um eine Flucht vor den charismatischen Verkaufsprofis zu verhindern, laden die Veranstalter heute auch in seriöse Hotels wie in Methler oder Unna ein.
Früher, erzählt Helma Sekunde, gab es wenigstens noch graue unter den schwarzen Schafen der Veranstalter. Egerland etwa, aber die gibt es schon lange nicht mehr. Da hat sie mit Bekannten vor der Verkaufsveranstaltung noch einen Tierpark in Detmold besucht. Erst bei ihrer letzten Fahrt, bei der sie ohne Telefon ausgesperrt wurde, gab sie die Ausflüge auf. So was gibt es heute nicht mehr, sagt Landwehr. Heute stehe offensichtliche Abzocke auf dem Programm: Übertriebene Geschenkversprechungen locken die Kunden, dann würden in Verkaufsveranstaltungen bis zu fünf Stunden billige Waren zu höchsten Preisen verschleudert. Bis zu dem doppelten Preis erzielen die Veranstalter etwa bei Nahrungsergänzungsmitteln. Und trotzdem kauft jeder Zehnte auf diesen Veranstaltungen etwas, sagt Landwehr.
Polizei und Verbraucherzentrale bekommen aber erst etwas mit, wenn es zu spät ist. Dann waren die Käufer im Reformhaus und haben den echten Preis gesehen, sagt Landwehr.