Die Generation 80 plus kommt

Kamen. Wir werden nicht nur älter, wir werden auch weniger. Schon heute ist jeder fünfte Kamener über 65 Jahre alt. Bis 2030 wird es jeder dritte sein. Gleichzeitig schrumpft die Einwohnerzahl um zehn Prozent.

Das geht aus einer aktuellen Modellrechnung zur zukünftigen Bevölkerungsentwicklung hervor, die der Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen vorgelegt hat.

Ein paar Zahlen: Im Jahr 2011 lebten in Kamen 44 398 Menschen. 7 096 Männer und Frauen waren zwischen 65 und 80 Jahre, 2 554 Männer und Frauen 80 Jahre und älter. 2030 hat Kamen nur noch 39 867 Einwohner. Davon sind aber 8 457 zwischen 65 und 80 Jahren und sage und schreibe 4 194 über 80 Jahre. Gegenüber heute ist das bei den Ü-80ern eine Steigerung von 64,2 Prozent.

In der Nachbarstadt Bergkamen ist die Entwicklung bei der Generation 80 plus ähnlich (+ 58,6 Prozent). In Werne liegt sie bei nur 18,8 Prozent. Allein in Bönen geht die Zahl der über 80-Jährigen zurück: von 1093 auf 954 (- 12,7 Prozent).

Anti-Aging-Effekt

Auf der anderen Seite haben sich Alte niemals jünger gefühlt als heute. Den stärksten Anti-Aging-Effekt verspüren die 60- bis 69-Jährigen (- 10,1 Jahre), während sich die über 70-Jährigen immerhin 9,3 Jahre jünger einstuften. Auch bei den über 75-Jährigen sagt jeder zweite, er fühle sich jünger als auf dem Papier. Aber irgendwann kommt zum Alter die Krankheit, brauchen Senioren Hilfe und Pflege.

Kamen reagiere bereits auf die Zunahme der Zahl der alten Menschen, wie der Demografiebeauftragte der Stadt, Christian Frieling, erklärt. So sei die Verwaltung, die selber nicht Eigentümerin von Wohnungen ist, längst im Gespräch mit Wohnungsbaugesellschaften. Denn nichts sei alten Menschen wichtiger, als so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu leben. Damit dies möglich ist, müssen Wohnungen entsprechend umgebaut werden. Eine Entwicklung, die nach Aussage von Frieling bereits eingesetzt hat in Kamen.

Darüber hinaus habe die Stadt Seniorenprojekte in allen Stadtteilen angestoßen, sagt der Demografiebeauftragte und weist hin auf das Seniorenzentrum „Peter und Paul“ in Methler, das Seniorenheim am Koppelteich, das in Kürze gebaut wird, und das geplante kombinierte Pflege- und Wohnhaus für Senioren am Festplatz-Gelände an der Westfälischen Straße in Heeren.

Ein weiterer Aspekt sei die Gesundheitsvorsorge vor Ort, die sich mit dem Severinshaus erheblich verbessert habe für alte Menschen. Oder der Erhalt der Lebensmittelmärkte in der Fußgängerzone. „Heute haben wir die Angebote auf der grünen Wiese“, so Frieling. Man müsse aber künftig mit kleinen Läden wieder zurück in die Innenstädte, sagt er. Zu guter Letzt werden auch bei Straßensanierungen wie jüngst in der Bahnhofstraße die Bedürfnisse alter Menschen berücksichtigt: durch breite Gehwege und abgesenkte Bordsteine.