Kamen. Zu groß, zu klein, gefällt mir nicht, passt mir nicht, hab ich schon: Nach Weihnachten ist wie vor Weihnachten. In den meisten Geschäften jedenfalls spielen die Geschenke immer noch die Hauptrolle. Rauf und runter wird gerade die Bestsellerliste in der Mayerschen Buchhandlung getauscht. Entweder, weil das Buch längst im Regal steht oder aber der Schenkende in bester Absicht völlig daneben gegriffen hat, sagt Mitarbeiterin Julia Schätz.
Drei Viertel der Kunden, die an diesem Tag die Buchhandlung aufsuchen, kommen, um zu tauschen. Gutscheine werden jetzt, so kurz nach Weihnachten jedenfalls, kaum oder gar nicht eingelöst. Der Umtausch selbst ist jedenfalls kein Problem bei uns, erklärt Julia Schätz. Buch abgeben, in Ruhe umschauen und ein anderes mit nach Hause nehmen. Ganz einfach. Und so entspannt. Denn jetzt, nach dem ganzen gefühlten oder tatsächlichen Weihnachtsstress, sind die meisten Kunden viel gemütlicher unterwegs und haben Zeit.
Unproblematischer Umtausch
So wie Heidemarie und Peter Augst. Das Ehepaar hat gerade die Bücher, die ihnen die Tochter unter den Weihnachtsbaum gelegt hat, umgetauscht. Den Titel Nein, ich geh nicht zur Seniorenrunde hat Heidemarie Augst gegen Ein Schnupfen hätte auch gereicht von Gaby Köster getauscht, ihr Mann hat sich gegen die Augenjäger und für Dead or alive von Tom Clancy entschieden. Völlig unproblematisch war das haben die beiden festgestellt.
Umgetauscht wird nach Weihnachten auch bei Brumberg. Allerdings nicht mehr so viel wie noch einigen Jahren. DVDs, Konsolen und Tablets stehen bei allen Umtauschaktionen jetzt nach Weihnachten im Elektronik-Fachmarkt zwar immer noch an erster Stelle, doch tatsächlich ist der Neukauf, der gerade das Tagesgeschäft bestimmt. Sagt Matthias Brumberg. Die meisten Kunden sind kritischer geworden, überlegen sehr intensiv und auch kritisch, was sie kaufen, sich wünschen und schenken lassen. Gewaltige Umtauschaktionen wie noch vor einigen Jahren gibt es nicht mehr, hat Matthias Brumberg festgestellt. Und was die Gutscheine anbelangt: Die sind längst elektronisch und haben den Vorteil, dass sie häppchenweise in echte Ware umgesetzt und bei Bedarf auch wieder aufgestockt werden können.
Von all dem spürt Sigrid Lewerentz, Inhaberin der Boutique Bibendum, nur wenig. Wer zu mir kommt, sucht das, was er schenken will, mit viel Bedacht aus. Kunden , die tatsächlich etwas umtauschen möchten, kommen selten. Und Gutscheine, die lassen die meisten ohnehin erst einmal eine ganze Zeit lang in der Schublade, bevor sie sie dann einlösen. Zwei Jahre kann das manchmal sogar dauern, sagt Sigrid Lewerentz.
Tatsächlich jedenfalls war es gestern ziemlich voll in der Innenstadt und ganz gleich, ob die Kunden mit Gutschein oder Umtauschartikeln unterwegs waren oder sich zum Neukauf entschieden: Die Atmosphäre war entspannt.