Aziz Özkir lebt Integration

Kamen. Dass Aziz Özkir im Kundencenter der Stadtwerke Schwerte jeden Tag fachkundig alle Kundenanfragen beantwortet – ob persönlich oder am Telefon –, ist für den Kamener mit türkischem Pass keine große Sache mehr. „Für mich ist das der ganz normale Alltag“, sagt Özkir schmunzelnd. Doch wenn ihn ein Kunde dann doch mal wieder wegen seiner akzentfreien Aussprache lobt, dann freut sich der 41-Jährige immer noch.

1970 nach Deutschland

So selbstverständlich ist Aziz Özkirs Karriere als Kundenbetreuer bei den Schwerter Stadtwerken nämlich nicht. Zwar folgte er schon in den 70ern als Kleinkind zusammen mit seiner Mutter seinem Vater von der Türkei nach Kamen. Wie so viele seiner Landsleute arbeitete Özkirs Vater als Bergmann auf der Zeche Monopol. Die deutsche Sprache lernte Özkir erst, als er in die Grundschule kam. Kontakt zu deutschen Gleichaltrigen hatte er als Kind kaum, zumal er auch gar nicht den Kindergarten besuchte. „Nicht, weil meine Eltern das nicht wollten, sie wussten gar nicht, dass es so etwas gibt“, erinnert sich Özkir.

Auch in der Grundschule gab es nur wenig Kontakt zu deutschen Mitschülern. „Die ersten beiden Schuljahre kamen wir in türkische Klassen“, erzählt Özkir. Dort lernten die Kinder erst einmal die deutsche Sprache und wurden dann ab der dritten Klasse in die „normalen Klassen“ aufgeteilt – eine schwierige Zeit für die türkischen Kinder, die immer noch mit der neuen Sprache zu kämpfen hatten.

In der Gesamtschule sorgte der Englischunterricht dann noch für eine zusätzliche Herausforderung. Denn die türkischen Kinder bekamen erst in der 7. Klasse Englischunterricht. Da hatten ihre deutschen Mitschüler bereits zwei Schuljahre Vorsprung. Entmutigen ließ sich Aziz Özkir trotzdem nie. „Alles, was ich nicht sofort verstanden habe, habe ich mir selbst angeeignet“, sagt er.

Wahrung türkischer Traditionen

So holte er nach Gesamtschule noch das Fachabitur auf der Höheren Handelsschule in Dortmund nach, absolvierte eine Ausbildung als Groß- und Außenhandelskaufmann und studierte an einer türkischen Fernuniversität Volkswirtschaftslehre. „Als Fremdsprache habe ich deutsch genommen“, lacht Özkir.

Inzwischen ist dem 41-Jährigen die Sprache alles andere als fremd. „Ich liebe Menschen, ich liebe Kontakte und komme schnell mit Leuten ins Gespräch“, sagt Özkir. Nicht von ungefähr wurde der Kamener zum Vorsitzenden des Integrationsausschusses gewählt. Aziz Özkir lebt die Integration und vereint das Leben in der Kamener Gesellschaft mit seinen türkischen Wurzeln und Traditionen.