Mal eben in den Fahrradsattel geschwungen und beim Bäcker Brötchen geholt. Oder den nächsten Briefkasten angesteuert. Viele Kamener steigen aufs Rad, weil Kurzstrecken viel schneller zu bewältigen sind als mit dem Auto. Doch auch längere Strecken sollen dem mobilen Bürger künftig schmackhaft gemacht werden mit dem Radschnellweg Ruhr als millionenschweres Schmankerl. Allein für die Machbarkeitsstudie, die bis Anfang kommenden Jahres vorliegen soll, investiert das Bundesverkehrsministerium 370000 Euro.
Matthias Breuer, Radfahrbeauftragter der Stadtverwaltung Kamen, hofft, dass Kamen den Zuschlag für die innerörtliche Trassenführung erhält. Eine andere Variante sieht vor, den Ruhrschnellweg zwischen Dortmund und Hamm östlich an Kamen vorbeizuführen über Bönen-Lenningsen. Wir werden alles dafür tun, das wir berücksichtigt werden, schildert Breuer die Absicht. Falls das nicht gelingt, werden wir uns für einen leistungsfähigen Zubringer einsetzen.
Der Radschnellweg Ruhr soll 85 bis 100 Kilometer lang werden und die Städte von Hamm bis Duisburg verbinden Stationen sind der Kreis Unna, Dortmund, Bochum, Gelsenkirchen, Essen und Mülheim. Breuer verweist auf Kamens fahrradfreundliche Ausrichtung. Es müsste auch im Interesse des Regionalverbands sein, dass man das große Potenzial der Fahrradfahrer auf der Strecke Kamen-Dortmund ausschöpfen kann.
Den Auftrag für die Trassenplanung hat eine Arbeitsgemeinschaft erhalten, die aus mehreren Planungsbüros besteht. Darunter die Planersozietät in Dortmund. Davids, Terfrüchte und Partner in Essen, Orange Edge in Hamburg und das Planungsbüro Via in Köln. Ihr Auftrag ist, in der Machbarkeitsstudie Trassenplanung, eine Kosten-Nutzen-Analyse und ein Kommunikationskonzept zu fixieren.
Der Traum von großen Projekten findet oftmals dann ein jähes Ende, wenn über die Kosten gesprochen wird. So hat bereits die örtliche FDP die Handbremse betätigt. Eine Anbindung an den Radweg dürfe nur dann erfolgen, wenn für die Stadt keinerlei Kosten damit verbunden sind. Es ist den Bürgern wohl kaum zu vermitteln, dass die Stadt die Grundsteuer innerhalb von zehn Jahren um 50 Prozent erhöht, trotzdem viele Straßen sanierungsbedürftig sind und stattdessen von einem Radschnellweg geträumt wird, so die Kamener Fraktionschefin Heike Schaumann.
Für die Stadt wäre eine Anbindung an den leistungsstarken Schnellweg allerdings durchaus wünschenswert. Nicht nur die Zahl der Pendler aus Kamen in Richtung Dortmund ist groß. Auch zählt die Stadt seit 2010 zur Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Städte und Gemeinden NRW. Breuer: Dies ist ein klares Bekenntnis der Stadt Kamen, den Radverkehr auch in Zukunft in allen Belangen weiter zu fördern und ausbauen zu wollen.