Verbeugung vor dem Ehrenamt

Ohne dieses Engagement fiele unser gesellschaftliches Leben ineinander. Ich verbeuge mich vor den Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und sich zu engagieren“, erklärte Pastor Karl-Ulrich Poth von der evangelischen Kirchengemeinde Kamen. Für die Kirchengemeinde habe Ehrenamt eine immense Bedeutung. Täglich würden sich zahlreiche Menschen mit jeder Menge Herzblut für die Gemeinde einsetzen. Das geschieht in ganz unterschiedlichen Formen. Während die einen für Feste Kuchen backen, verbringen andere viele Stunden jährlich damit, sich für die Gemeinde starkzumachen, sei es im Presbyterium oder durch die Leitung einzelner Gruppen. Umso wichtiger ist es, nach Meinung von Poth, dieses Engagement zu würdigen.

Dieser Meinung schließen sich viele Vereinsvorstände an. Derzeit wird angeregt über die Einführung einer Ehrenamtskarte diskutiert. In vielen Kommunen, unter anderem in der Nachbarstadt Bergkamen, gibt es diese Karte bereits.

Mit der Ehrenamtskarte möchten die Landesregierung und die teilnehmenden Kommunen ihre Wertschätzung gegenüber den Menschen ausdrücken, die sich in überdurchschnittlichem zeitlichen Umfang ehrenamtlich für das Gemeinwohl engagieren.

Als grundlegende Voraussetzung für die Vergabe der Ehrenamtskarte gilt ein ehrenamtliches oder bürgerschaftliches Engagement von durchschnittlich wenigstens fünf Stunden pro Woche beziehungsweise 250 Stunden im Jahr, in einer sozialen Einrichtung oder freien Vereinigung. Die Ehrenamtskarte soll insbesondere denjenigen Dank und Anerkennung aussprechen, die für ihr Engagement keine finanziellen Zuwendungen in Form von pauschalen Aufwandsentschädigungen erhalten.

„Ich fände die Einführung einer solche Karte sehr gut. Unsere Ehrenamtler sind immer mit Herzblut bei der Sache. Und sie verdienen eine solche Wertschätzung“, erklärte Rüdiger Tiaden, Geschäftsführer der SuS Kaiserau. Für mache Ehrenamtler sei es immens wichtig, gezeigt zu bekommen, wie unverzichtbar sie sind. Die Ehrung durch den Bürgermeister, die alle zwei Jahre in der Stadthalle stattfindet, sei da nur das Tüpfelchen auf dem I.

Andere, wie der Südkamener Ortsvorsteher Jürgen Senne, sagen, die Ehrung durch das Stadtoberhaupt sei ausreichend. Die Einführung einer Ehrenamtskarte bringe nur noch mehr bürokratischen Aufwand mit sich. Dieser Meinung schließt sich Marc Schelkamnn, Vorsitzender des RV Wanderlust, an: „Natürlich ist die Honorierung des Ehrenamts eine wichtige Sache, aber ob die Einführung einer Ehrenamtskarte unbedingt notwendig ist, weiß ich nicht. Wenn die Stadt einlädt und der Bürgermeister seine Wertschätzung kundtut, reicht das meiner Meinung nach.“

Dem entgegnet Pastor Pohl: „Das eine schließt das andere ja nicht aus.“ Er werde das Thema Ehren-amtskarte auf die Tagesordnung der nächsten Presbyteriumssitzung setzen. „Wir müssen uns da erst einmal genau informieren.“

So geht es auch Rainer Balkenhoff, Leiter der Kamener Feuerwehr: „Wir sind noch in der Phase der Meinungsbildung.“ Grundsätzlich aber sei es wichtig, seinen Leuten zu zeigen, wie wichtig sie für den Verein sind.

Ehrenamtliche Kräfte zu rekrutieren fällt den Vereinen derweil immer schwerer. Zum einen durch den hohen Arbeitsdruck der Menschen und zum anderen durch die große Dichte an Freizeitangeboten. Umso wichtiger ist für die 250 Kamener Vereine eine gute Nachwuchsarbeit – und die wiederum, lässt sich nur durch Ehrenamtler langfristig erfolgreich und vor allem finanziell abgesichert organisieren.