OV Südkamen diskutierte über die Zukunft der lokalen Medienlandschaft

Gut gefüllt war der Saal von Haus Düfelshöft am 26. Februar. Die Südkamener SPD hatte gemeinsam mit dem SPD-Unterbezirk Unna zur Diskussion über die Konsequenzen aus der faktischen Schließung der Westfälischen Rundschau eingeladen. Rund 40 Gäste verfolgten das Gespräch mit dem Zeitungsforscher Horst Röper vom Dortmunder Formatt-Institut, dem medienpolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Alexander Vogt aus Herne und dem Bochumer Blogger Jens Matheuszik von „pottblog.de“.

Das Ende der Rundschau sei ein “Schlag, den die Bundesrepublik noch nicht gesehen hat”, sagte Horst Röper im guten besetzten Saal im Haus Düfelshöft. „Wir vollziehen den Wandel zu monopolisierten Zeiten.” Auch Alexander Vogt sah das Ende der Meinungsvielfalt im Printbereich. Ein weiteres Problem im Lokalen sei, dass auch die Konkurrenzmedien im lokalen Hörfunk von den Zeitungsverlagen betrieben würden, so Vogt weiter. Mit dem Wegbrechen des Lokaljournalismus, mahnte er, sei automatisch auch die überregionale Berichterstattung betroffen. „Themen, die lokal entstehen, werden überregional nun nicht mehr übernommen.“

Horst Röper vertrat die Auffassung, dass die Entwicklungen im Online-Bereich auf überwiegend kostenloser Basis ein Problem für die Verlage seien. Es sei bisher kaum einem Unternehmen wirklich gelungen, im Internet Gewinne zu erzielen. Von der Kostenlos-Mentalität zu einem akzeptierten Bezahl-Modell zu kommen, sei bisher nicht geglückt. Man müsse sich fragen, was lokaler Journalismus wert sei, so Medienpolitiker Vogt. Politik müsse neue Rahmenbedingungen entwickeln. Eine Stiftung, so Vogt, könne ein Modell sein, das dazu genutzt werden könnte, um bestimmte Dinge im Journalismus zu finanzieren – staatsfern, wie er betont. Auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk könnte einen Beitrag leisten. Es sei denkbar, einen Teil des Haushaltsbeitrages für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zukünftig für Stiftungszwecke und damit für andere Formen von Journalismus einzusetzen, überlegte Vogt. Eine dauerhafte Subventionierung dadurch komme aber nicht in Frage, eher gehe es um die Förderung einzelner Projekte. Zeitungsforscher Horst Röper könne sich ebenfalls eine gezielte und zeitlich begrenzte Unterstützung vorstellen. Die Vorstellung der Zeitungsverleger, Hilfen vom Staat zu verlangen, sei für ihn jedoch problematisch. „Es gibt nach wie vor sehr gut verdienende Medienunternehmen Warum sollten die z.B. von Mehrwertsteuersenkungen profitieren“, fragte der Wissenschaftler.

Ob Nachrichten aus dem im Lokalen und Regionalen im Internet eine Alternative sein könnten, fragte Moderator Maik Luhmann den Blogger Jens Matheuszik. Der meinte, das Internet könne nur eine Bereicherung der Medienlandschaft sein. Die Westfälische Rundschau könne man aber so nicht ersetzen. Für neue Produkte im Print-Bereich sieht Horst Röper aber keine Chancen. „Dazu ist der Tageszeitungsmarkt zu konservativ“, so der Wissenschaftler. Die einzige Chance sei, dass sich im Internet nun Lokaljournalismus durchsetze, so Horst Röper. Es gebe inzwischen einige solche Portale, oft von ehemaligen Zeitungsjournalisten betrieben. Für umfassende Lokalberichterstattung bräuchte man aber größere Redaktionen.

Ein Zuhörer befürchtet, dass die Verlagerung der Berichterstattung ins Internet auch eine Diskriminierung bedeuten könne, u.a. für ältere Menschen. Aber hier beruhigt Röper: „Auch die älteren Menschen sind heute aktiver im Internet.“ Doch er bestätigt auch: „Würde die ältere Generation nicht ihr Zeitungsabo bis zum Tode halten, dann würde es im Bereich der Printmedien finster aussehen. Junge Leute seien für das Medium Zeitung nur noch begrenzt zu begeistern.“

(mit Material von www.sesekegefluester.de)