50 Jahre Arbeit für Menschen mit Handicap

Voller Einsatz am Kicker: Zur Feier des 50-Jährigen war vor allem Spaß und Miteinander gefragt
50 Jahre: Das Perthes-Werk hat wichtige Wegmarken gesetzt, auch in Heeren-Werve

Angefangen hat es mit Nichtsesshaften. Inzwischen ist das Ev. Perthes-Werk ein riesengroßes Unternehmen, Arbeitgeber, Synonym für die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen – und aus dem Stadtteil Heeren-Werve schon lange nicht mehr wegzudenken. Gründe genug also, dass am Freitag im Haus Mühlbach kräftig gefeiert wurde.

Der Kicker war dauerbelegt, zur Musik wurde getanzt und geschunkelt und „Witwe Bolte“ kam am Grill im exklusiv gemieteten Hähnchenwagen nicht mehr hinterher. Die Bewohner der beiden Häuser, Mitarbeitende und die Klienten aus dem Ambulant Betreuten Wohnen: Sie alle feierten ein halbes Jahrhundert Perthes-Werk und eine Arbeit, die Wegmarken gesetzt hat.
83 Einrichtungen mit 6.300 Plätzen und 4.000 Mitarbeitern hat das Perthes-Werk heute in Westfalen. Hier werden Menschen mit Behinderungen, Menschen im Alter, mit Suchterkrankungen und mit besonderen sozialen Schwierigkeiten begleitet. Angefangen hat es weit bescheidener mit der „Herberge zur Heimat“ und dem festen Ziel, Menschen vor der Verwahrlosung zu bewahren. Daraus gingen der Westfälische Herbergebund, die Nichtsesshaftenhilfe, die Altenhilfe und 1965 schließlich das Ev. Perthes-Werk hervor.

Begonnen hat es 1965 mit 35 Einrichtungen, 1.600 Plätzen und 530 Mitarbeitern. Daraus hat sich beeindruckendes entwickelt. In Heeren-Werve entstand 1972 die erste Werkstatt für Menschen mit Behinderungen, 1976 kamen Wohneinrichtungen hinzu. Inzwischen leben 30 Bewohner im Haus Mühlbach, 94 im Friedrich-Pröbsting-Haus inklusive Außenwohnungen und 30 im Ambulant Betreuten Wohnen. Das Friedrich-Pröbsting-Haus feiert im kommenden Jahr sein 40-Jähriges, Haus Mühlbach gibt es seit zwölf Jahren.

Viel Wandel in einem halben Jahrhundert

Geändert hat sich vieles. Die Philosophie hat sich vollständig von der Betreuung hin zu einer Begleitung zu einer eigenständigen Lebensgestaltung gewandelt. Auch aktuell bestimmen neue Ansätze die Arbeit – Inklusion ist da nur ein Teilbereich. Es sind immer mehr Schwerstmehrfachbehinderte, die in den Einrichtungen leben. Hier macht sich auch der allgemeine demographische Wandel bemerkbar: Unter den Bewohnern sind viele Senioren und auch Demenzerkrankte. Die Anforderungen an den Pflege- und Personalaufwand sind vollständig andere als noch vor 40 Jahren.

Am Freitag stand vor allem aber eines im Vordergrund: Die gute Laune, das tolle Sommerwetter und das beeindruckende Miteinander. Denn eines ist das Perthes-Werk ganz besonders: eine große Familie.