

Am Samstag besuchte Sandra Weichert, Vorstandsmitglied im Stadtverband der ASF Kamen, den Bürgerdialog für Alleinerziehende in Berlin. Eingeladen hatten Manuela Schwesig und Yasmin Fahimi. Die Ergebnisse des Dialogs sollen in die zukünftige Parteiarbeit fließen. Sie sollen auf dem Parteikonvent am kommenden Samstag in Berlinvorgestellt werden.
Wie kann die Politik Alleinerziehende besser unterstützen? Dieser Frage gingen die Familienministerin Manuela Schwesig und SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi am Samstag im gemeinsamen Gespräch mit 40 Alleinerziehenden aus ganz Deutschland nach.
Alleinerziehende sind die Heldinnen und Helden des Alltags. Mit einer deutlichen Botschaft ruft die SPD seit Mitte März Alleinerziehende dazu auf, ihre persönlichen Erfahrungsberichte und politischen Verbesserungsvorschläge auf einer eigens eingerichteten Online-Plattform zu veröffentlichen. Binnen weniger Wochen kamen knapp 330 Beiträge zusammen weit mehr als erwartet. Kurzerhand beschlossen deshalb die Familienministerin Manuela Schwesig und die SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi, den Bürgerdialog auch im persönlichen Gespräch zu führen.
Die Problematik ist eigentlich recht ähnlich, auch wenn jeder seine eigene Geschichte hat, stellt Saskia Wollenberg aus Köln fest. Die junge Mutter ist eine von 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die auf Einladung der SPD an diesem Samstag in einem Berliner Café über die Bedürfnisse Alleinerziehender diskutierten. In mehreren Gruppen von je sechs Personen gingen die alleinerziehenden Eltern zwei Leitfragen nach: Vor welche Herausforderungen stehen wir im Alltag? und Welche politischen Maßnahmen würden unseren Familienalltag erleichtern?.
20 Prozent der Familien in Deutschland gelten als alleinerziehend
Es ist sehr deutlich geworden, dass der Bedarf an Unterstützung da ist, fasst Natalia Koch aus dem Raum Bremerhaven die Ergebnisse ihres Tisches zusammen. Seit sechs Jahren ist sie vom Vater ihrer zwei Kinder getrennt, der die Kinder alle zwei Wochen am Wochenende übernimmt. In einem Dorf lebend hat sie anfangs eine deutliche Stigmatisierung erlebt. Das hat sich inzwischen gebessert, so Koch. Als Familie gleichwertig anerkannt fühlen sich viele der Anwesenden dennoch nicht und fordern eine neue Definition von Familie in der Öffentlichkeit.
Dass Familie für die SPD nicht nur aus Vater, Mutter, Kind besteht, stellte Familienministerin Manuela Schwesig gleich zu Beginn des Treffens klar: Unser Familienbild ist ein sehr modernes und freiheitliches. Jeder sollte seinen Lebensweg gehen können, ohne Wertung, so Schwesig. Und auch Fahimi betonte: Wir wollen den Leuten nicht vorschreiben, wie sie zu leben haben, sondern wollen ihnen ermöglichen so zu leben, wie sie es wollen und wie sie es manchmal eben auch müssen, so die Generalsekretärin.
Entgegen gängiger Vorurteile sehen viele Alleinerziehende ihre Lebenssituation überwiegend positiv trotz zahlreicher Barrieren wie unzureichende Kinderbetreuungszeiten, Vorbehalte seitens der Arbeitgeber und finanzielle Engpässe, die nicht selten zu mangelnder Altersvorsorge führen.
Mehr Unterstützung für Alleinerziehende
Mit 1,6 Millionen Haushalten stellen Alleinerziehende mittlerweile ein Fünftel aller Familien in Deutschland dar, Tendenz steigend. Zwei Drittel der Alleinziehenden sind erwerbstätig, davon gut 40 Prozent in Vollzeit. Doch ausgerechnet die Mütter und Väter, die am meisten zu leisten haben, um ihren Alltag zu organisieren, werden steuerlich gegenüber verheirateten Paaren benachteiligt. So genossen verheiratete Paare mit einem Kind durch das Ehegattensplitting bislang bis zu fünfmal höhere Steuerersparnisse als Alleinerziehende. Das ändert sich nun. In diesem Jahr wird der Entlastungsbetrag für Alleinerziehende erstmals seit der Einführung 2004 angehoben und steigt um 300 Euro auf 1.608 Euro. 2016 kommen noch einmal 300 Euro dazu. Auch der Kinderfreibetrag sowie das Kindergeld sollen erhöht werden.
Im Mai hat der SPD-Parteivorstand zudem eine Resolution als Leitantrag für den Parteikonvent am 20. Juni in Berlin beschlossen, indem sich die Partei für flexiblere Betreuungsangebote und familienorientierte Arbeitszeiten ausspricht Maßnahmen, die auch aus Sicht der Teilnehmer am Bürgerdialog dringend notwendig sind. Für Alleinerziehende will die SPD darüber hinaus einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung durchsetzen.
Auch die Anregungen aus dem Bürgerdialog sollen in den Prozess für eine moderne Familienpolitik einfließen. Schwesig versprach den Anwesenden, ihre Eindrücke aus den Gesprächen in ihre Arbeit im Familienministerium einzubringen. Die Ergebnisse tragen wir weiter, so Schwesig. Und auch Fahimi versicherte: Unser Ziel ist es, Familien zu unterstützen, wie sie nun mal sind, auch und gerade Alleinerziehende. Wir werden daher im Gespräch bleiben und die Situation von Alleinerziehenden hoffentlich weiter verbessern, so die Generalsekretärin der SPD.
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