

Kamen. Lange Zeit prägte der Bergbau die Region im östlichen Ruhrgebiet. Das Ende der Montanindustrie hinterließ neben den Fördertürmen, die die Landschaft des Ruhrgebiets weiterhin prägen, jedoch auch Industrieflächen und kostete Arbeitsplätze. Ein Strukturwandel war die notwendige Antwort auf die Veränderungen der Montanindustrie. Die Region im östlichen Ruhrgebiet befindet sich weiter im Strukturwandel, stellte Bürgermeister Hermann Hupe in der einleitenden Rede zum SPD-Wirtschaftsdialog im Technologiezentrum Kamen dar.
Wirtschaftsförderung 2020 lautete das Thema der Diskussionsveranstaltung. Einleitend skizzierte Hupe das Thema Wirtschaftsförderung und erläuterte Möglichkeiten, Grenzen und Ziele. So gelte es die Gründerkultur, den Grad der Selbstständigkeit, die Beschäftigung sowie eine diversifizierte Branchenstruktur durch die Kommune zu unterstützen. Zwar gebe es noch Arbeitsbedarf im Innenstadthandel, aber dennoch kann der Bürgermeister auch Erfolge vorweisen. So sei die Revitalisierung von Industriebrachen in Heeren und auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Monopol gelungen. Der Technopark ist ein lebendiger Ort der Gründerszene, freute sich Hupe über die erfolgreiche Entwicklung.
Mit der Gründerszene sprach Hupe auch eines der Kernthemen der Diskussion an, die von SPD-Ratsherr Daniel Heidler moderiert wurde. Ruhr-Ost ist nicht Gründungsmüde, stellte Thomas Westphal, Wirtschaftsförderer der Stadt Dortmund, gleich zu Beginn seiner Ausführungen klar. Der lebende Beweis stand nur ein paar Meter vom ehemaligen Wirtschaftsförderer der Metropole Ruhr entfernt. 2006 wagte Jörg Werkmeister den Weg in die Selbständigkeit. Unterstützung erhielt der Maschinenbauer vom Gründerzentrum im Technopark und blickt auf eine erfolgreiche Entwicklung zurück. Zudem werde bald eine weitere Arbeitsstelle geschaffen. Nur einen Wunsch für die Zukunft äußerte der Kamener Unternehmer: Wir müssen den jungen Menschen die Angst vor der Selbständigkeit nehmen.
Auf ein anderes Problem machen Staatssekretär Dr. Günter Horzetzky und Ulf Wolfratha aufmerksam. Das Binnenmarketing ist ein Problem. Die Region bewertet sich schlechter als objektive Zahlen belegen, legte der Geschäftsführer der IHK zu Dortmund Ulf Wolfrath den Finger in die Wunde. Auch Horzetzky spricht von einem Imageproblem. Viele Vorteile des Ruhrgebiets würden nicht wahrgenommen werden. Dabei habe das Ruhrgebiet beispielsweise durch den Standort oder die Hochschullandschaft viele Vorzüge.
Auch die kommunale Unterstützung bei Selbstständigkeit sei im Ruhrgebiet gegeben. Thomas Helm verweist als Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Hamm auf die Förder- und Beratungsprogramme in seinem Haus. Das Gründen aus der Arbeitslosigkeit heraus ist eine ernsthafte Alternative, weiß Helm.
Für eine örtliche Unterstützung wirbt auch Westphal, der in diesem Zusammenhang von den drei Ks spricht: Kopf, Kapital und Kontakte. Die kommunale Wirtschaftsförderung müsse Netzwerke schaffen, damit der Anbieter das Produkt zum Kunden bringen kann. Dabei solle sich eine Kommune auf die eigenen Stärken konzentrieren. Sie können internationale Konzerne sowieso nicht beeinflussen, ist sich Westphal sicher. Stattdessen solle sich eine Kommune auf die endogenen Faktoren, das heißt auf die eigenen Stärken konzentrieren. Dabei hatte Westphal in Dortmund schon Erfolg: Wir haben das Niveau von 1983 erreicht, was die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten angeht.
Wie genau es weitergeht, das kann auch von den eingeladenen Experten niemand sagen. In einem Punkt sind sie sich jedoch alle einig: In der Region gelten gute Bedingungen. Das Ruhrgebiet wird weiter wachsen.