Altbürgermeister feiert seinen 80. Geburtstag

Altbürgermeister Manfred Erdtmann

Kamen. Am heutigen Samstag (3. Oktober 2015) feiert Altbürgermeister Manfred Erdtmann seinen 80. Geburtstag. Der gebürtige Berliner zog 1953 nach Kamen, wo er eine Arbeitsstelle auf der Zeche Monopol erhalten hatte. 1965 begann Erdtmann seine Ausbildung zum Lehrer und war nach Beendigung dieser und einer Station als Konrektor an der Liedbachschule in Unna-Billmerich ab 1978 als Leiter der Glückaufschule tätig.

Nach zehn Jahren als stellvertretender Bürgermeister wurde Erdtmann 1992 Bürgermeister in Kamen, zwei Jahre später gehörte er zu den ersten in NRW im Zuge der kommunalen Verfassungsreform eingeführten hauptamtlichen Bürgermeister. Seine Amtszeit als Bürgermeister endete 2003. Im Interview mit KamenWeb.de spricht Erdtmann über die Zeit vor, während und nach den Jahren als Erster Bürger der Stadt.

Wie sind Sie 2003 nach dem Ende Ihrer Dienstzeit in den Ruhestand gestartet?
Ich habe mich erst einmal privaten Vergnügen wie dem Skatspielen hingegeben. Hinzu kommt, dass ich, obwohl ich in keinem Verein mehr aktiv bin, immer noch zu vielen Veranstaltungen eingeladen werde, die ich schon während meiner Dienstzeit besucht habe. Eine schöne Sache, denn ich empfinde es als angenehm, dass die Menschen mich nicht vergessen haben.

Haben Sie nicht auch noch einmal studiert?
Ja, ich habe als ehemaliger Lehrer in Dortmund ein Psychologiestudium begonnen und bin darüber über die theoretische Philosophie auch bei der Neurologie gelandet. Das war alles sehr spannend und ich habe das sehr gern gemacht. Leider musste ich 2012 wegen einer Krankheit das Studium beenden.

War das ein Studium speziell für Senioren?
Nein. Ich wollte aber ursprünglich in Münster studieren und war dort bei einer Eröffnungsveranstaltung. Doch da waren nur Leute, die so alt waren wie ich. Da habe ich mir gedacht, dass ich noch nicht ins Altersheim will und bin so lieber nach Dortmund gegangen. Ein richtiger Schritt, denn ich habe dort viel gelernt. Zudem war es eine Erfahrung, mit den jungen Leuten zu lernen.

Wie sah das Lernen der unterschiedlichen Generationen aus?
Die Studenten waren ja gerade aus der Schule gekommen und das Lernen noch gewöhnt – so hatten sie mir in diesem Bereich einiges voraus. Es gab aber auch Dinge wie Rhetorik, Arbeitsweise und Erfahrung, wovon ich mehr Ahnung hatte.

Auch im Umgang mit „neuen Medien“ gibt es bei Ihnen ja keine Probleme.
Es gab in der Uni sogar Situationen, da haben ich die jungen Leute gefragt, wie sie ihr I-Phone bedienen können. Ich habe mich schon immer mit solchen Dingen beschäftigt und war auch einer der Ersten, die ein elektronisches Notizbuch geführt haben. Damit konnte man übrigens auch spielen, was das Ganze noch interessanter machte.

Sind Sie in den sozialen Medien ebenfalls aktiv?
Klar! Das gibt mir beispielsweise die Möglichkeit, mit meinen Freunden in Israel oder Weißrussland, die ich nur selten persönlich treffen kann, regelmäßig Kontakt zu haben. Man sollte aber schon aufpassen, welche Inhalte man mit der Welt teilen will.

Zurück zur Zeit als Bürgermeister. Sie wurden nach zwei Jahren als ehrenamtlicher Bürgermeister zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister im Kreis Unna gewählt. Da war sicher eine Menge Pionierarbeit zu leisten?
Das stimmt. Ich war erst der 23. hauptamtliche Bürgermeister in ganz NRW. Das war spannend, weil wir ja eigentlich nicht wussten, wie das geht. Damals sind wir noch vom Innenminister Herbert Schnoor eingeladen worden, damit er sich über unsere Erfahrungen informieren konnte. Die Hälfte der Bürgermeister waren vorher Stadtdirektoren gewesen, die andere Hälfte ehrenamtliche Bürgermeister. Es entstand so ein regelmäßiger Austausch, bei dem beide Seiten viel voneinander gelernt haben.

Gibt es eine Begegnung in der Zeit als Bürgereister, die immer in Erinnerung bleiben wird?
Da gibt es eine ganze Menge. So habe ich als junger Kommunalpolitiker kurz nach meinem Eintritt in die SPD Johannes Rau kennengelernt. Danach sind wir – auch während seiner Zeit als Ministerpräsident – immer in Kontakt geblieben. Ein besonderes Erlebnis war es auch, als ich einmal in Namibia zu Gast war. Dorthin gab es damals eine Kooperation der Sportschule in Kaiserau. Dort bin ich erst am späten Abend angekommen und wurde mit den Worten Hallo Herr Bürgermeister begrüßt – von einem Sportler, der zuvor auch schon in Kamen gewesen war. Das hatte ich nun wirklich nicht erwartet.

Auch im Bereich der Städte-Partnerschaften gab es viele Begegnungen. Vor allen Dingen Montreuil-Juigné hatte immer eine besondere Bedeutung für Sie, oder?
Ja, das stimmt. Mit den Jahren sind viele Freundschaften entstanden und ich bin immer noch einmal im Jahr dort. Überhaupt haben mir die Patenschaften immer sehr am Herz gelegen, weil sich dabei so viel zwischen den Menschen abspielt und es nicht primär um Politik geht.

2003 erhielten Sie von Peer Steinbrück zum Ende der Zeit als Bürgermeister den Verdienstorden des Landes NRW.
Das war schon etwas besonders, weil diese Auszeichnung noch nicht so viele Menschen erhalten haben. Dementsprechend froh war ich darüber.

Sind sie noch Stammgast im bei den Spielen von Borussia Dortmund?
Nein, dort gibt es keine Geländer an den Treppen, so dass ich da nicht mehr hoch komme. ist aber auch kein Problem, da ich jedes Spiel im Fernsehen verfolge.

Mit wem feiern Sie Ihren 80. Geburtstag?
Mit Menschen, die meinen Lebensweg begleitet haben. Also viele Freunde, die Verwandtschaft und andere Wegbegleiter sowie das ehemalige Kollegium von der Glückaufschule. Die Feier findet übrigens mit einem Brunch statt. Hintergrund der frühen Feier ist die ursprüngliche Ansetzung des Spiels der Bayern gegen Dortmund. Dann ist die Partie aber aufgrund des BVB-Spiels in der Europa League auf Sonntag verschoben worden, so können wir auch länger feiern.

Wie ist die Liebe zum BVB entstanden?
1949 gab es das Endspiel um die Meisterschaft zwischen dem VfR Mannheim und Borussia Dortmund. Dortmund verlor das Spiel mit 3:2 nach Verlängerung. Einige Spieler der Dortmunder mussten in der Verlängerung barfuss spielen, weil ihre Schuhe bei dem Spiel kaputt gegangen waren und es keinen Ersatz gab. Das hat mich sehr beeindruckt. Als dann in Berlin eine hohe Jugendarbeitslosigkeit herrschte, und es hier Jobs im Bergbau gab, wollte ich auf jeden Fall in Dortmund arbeiten. Dort gab es allerdings damals keine Wohnungen. So bin ich dann nach Kamen gekommen. Sonst wäre ich vielleicht sogar Oberbürgermeister in Dortmund geworden.