
Wie sieht aktuell in Kamen die Unterbringungs- und Betreuungssituation von Flüchtlingen aus? Gibt es besondere Problemlagen von weiblichen Flüchtlingen und wie und wo kann insgesamt geholfen werden?
Diese und weitere Fragen diskutierten die Arbeitsgemeinschaft der sozialdemokratischen Frauen am letzten Donnerstagabend mit Jörg Mösgen, den zuständigen 1. Beigeordneten und Tina Geißen (Foto)vom Verein IN VIA e.V. aus Unna, sowie eingeladenen Gästen.
650 Flüchtlinge leben im Moment in Kamen, gut die Hälfe in der Ladeeinrichtung an der Südkamener Straße und die andere in von der Stadt Kamen bereitgestellten Unterkünften und Wohnungen. Die Stadt steht vor Herausforderungen, die sie kaum noch bewältigen kann, aber irgendwie wird es organisiert. Betonte Jörg Mösgen und machte eines sehr deutlich: Die Stadt kann die Infrastruktur sicherstellen, was wir nicht können, ist das ganze Drumherum. Damit meint er die soziale, persönliche Betreuung der geflüchteten Menschen. Es geht nicht ohne ehrenamtliche Hilfe, nur damit können wir es z.Zt. schultern! Das sind ganz wichtige Strukturen, die entstanden sind. Er äußerte die Hoffnung, dass das erhebliche Engagement, das hier im Kamen im Moment vorhanden ist nicht abebbt. Dringlich muss von Seiten des Bundes eine klare Linie rein., wünschte sich Jörg Mösgen. NRW muss nach dem bundesweiten Verteilschlüssel 22 % aller Flüchtlinge aufnehmen. Hier sieht Jörg Mösgen eine völlige Schieflage.
Tina Geißen betonte, dass die Sprache der Schlüssel ist um die ca. 6000 Menschen, die derzeit im Kreis Unna untergebracht sind hier in die Gesellschaft zu integrieren. Die Kinder haben es da leichter. Sie kommen schnell in die Schule oder den Kindergarten. Hier geht es schnell und einfacher mit der Sprache, saget sie. Die Erwachsenen bekommen durch Ihren Verein zügig einen ersten Sprachkurs, allerdings ist IN VIA, wie fast alle Verbände in der Zwischenzeit, auch auf ehrenamtliche Strukturen angewiesen. Die eigenen personellen Ressourcen sind begrenzt. Spezielle Kurse für Frauen werden angeboten, allerdings machen Tina Geißen und auch Jörg Mösgen die sehr große Gruppe der jungen Männer im Alter von 18-29 Jahren und die unbegleiteten Minderjährigen mehr Sorgen. Große sogar, denn mit diesen Gruppen sind in der alltäglichen Betreuung Probleme verbunden, die oft nicht einfach zu lösen sind.
Es gibt sehr wenige Frauen, die alleine oder mit ihren Kindern geflüchtet sind. Hier gibt es im Moment keine prekäre Situation, allerdings haben diese Frauen oft andere traumatische Erlebnis aus ihren Heimatländern hinter sich, die zunächst nicht so deutlich sind, informieret Martina Grothaus Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Kamen.
Aufgrund dieser aktuellen Gesamtsituation sind Angebote von Ehrenamtlichen so wertvoll und wichtig, die so aussehen können, dass Sport und andere Freizeitangebote gemacht werden, die eine Abwechslung in den oft monotonen Alltag in den Einrichtungen bringen. Konkrete Hilfe da waren sich alle einig ist im Kleinen schon sehr wirkungsvoll.
Brigitte Langner vom neu gegründeten Verein Pro Mensch Kamen machte deutlich, das im Moment Winterkleidung fehlt und so schlichte Dinge wie natürlich neuwertige Unterwäsche. Man
ist zudem dabei, einen Ehrenamts – Pool aufzubauen, der viele Menschen mit bestimmten Fähigkeiten oder Zeitanteilen erfassen soll. Dabei ist die noch so kleinste Gabe und Hilfe wichtig.
Alle Anwesenden waren sich einig, dass die Zeiten schwierig sind, Hilfen allerdings immer möglich sind und jeder / jede etwas dazu tun kann.
Wer helfen möchte:
Unter hilfe@nullstadt-kamen.de können sich alle melden, die z.B. Wohnraum zur Verfügung stellen möchten oder andere Dinge zu geben haben oder einfach wissen möchten, wo sie helfen können.
Wer sich über Pro Mensch Kamen informieren oder mitmachen möchte, kann eine Mail an promenschkamen@nullgmail.com senden oder einfach an jedem Montag ab 18:00 Uhr ins Jugendkulturcafe kommen. Dort trifft sich der Verein und alle Menschen sind willkommen.