
Methler.Auf der Baustelle am Margaretenweg in Methler läuft es rund. Die Arbeiten liegen im Zeitplan, bis Mitte Mai soll alles erledigt sein.
Das es hier ein bisschen dreckig ist, ist doch normal. Jürgen Kleimann steht zwischen Bagger und Baugerät auf dem Margaretenweg. Er will mal eben gucken, sagt der Anwohner der Großbaustelle. Kleimann will sich über die Arbeiten nicht beklagen, im Gegenteil. Das klappt hier alles gut, sagt er und weist mit Hand einen Halbkreis, die Leute sind freundlich und versuchen alles, dass es für uns hier funktioniert.
Das hört Bernd Neuhaus, Technischer Betriebsleiter von der Kamener Stadtentwässerung, gern. Er ist für die Baustelle zuständig und auf einem seiner täglichen Rundgänge. Auch Neuhaus ist zufrieden mit dem Verlauf des Großprojekts Margaretenweg. Seit November ist der Kreuzungsbereich Otto-Prein-Straße/Margartenweg gesperrt. Ein neuer Kanal wird gebaut, dazu gibt es neue Strom- und Beleuchtungsleitungen im Gehweg, es werden neue Laternen aufgestellt und neue Wasserleitungen verlegt. Bis zum 20. Mai soll die Maßnahme beendet sein, dann folgen die Kanalarbeiten im Bereich Lutherplatz/Otto-Prein-Straße.
Wir drehen hier alles von rechts auf links, sagt Neuhaus und winkt dem Baggerfahrer. Dabei sind bei einem solchen Projekt viele Aspekte zu beachten. Zum Beispiel, wie regeln wir die Verkehrsführung oder wie machen wir die Arbeiten für die Anwohner möglichst erträglich. Jürgen Kleimann findet, dass alles gut gelöst wurde auch die Anbindungsfrage. Die bemühen sich hier wirklich, dass die Zuwege offen sind, weiß der Anwohner. Zwar ist die Zufahrt über die Otto-Prein-Straße zumeist dicht, die Anwohner erreichen aber durch eine provisorische Ein- und Ausfahrt über einen Fußweg in Richtung Am Langen Kamp den Margaretenweg trotzdem.
Während die Bauarbeiter die in Dreierteams arbeiten den Asphalt aufbrechen, weist Bernd Neuhaus in eine Grube am Straßenrand. Zwei Kabel, eins dick, eins dünn, sind dort verlegt, eine rote Folie ist gut zu erkennen. Die Kabel sind für Strom und Beleuchtung, das Band ist ein Trassenband. Das warnt Arbeiter, wenn sie in Zukunft hier mal aufmachen müssen, erklärt der Bauingenieur. Am Vormittag sitzt Neuhaus in seinem Büro und deutet auf den Bildschirm, Kanal-TV. Statt der oberirdischen Bauarbeiten gilt das Interesse nun den Kanälen unter der Asphaltdecke. So ein Kanal hat eine Lebenserwartung von rund 67 Jahren, erklärt der Betriebsleiter. Der Zustand der Rohre wird rund alle 15 Jahre überprüft, mit einem Kamerawagen. Der fährt durch das Leistungssystem und filmt alles, ist auf 360-Grad schwenkbar, kann sich aufrichten und in Abflüsse hineinsehen. Detailliert listet die Kamera Ort, Zeit und Baumaterial auf. Es ist deutlich zu erkennen, dass der Kanal schon bessere Zeiten gesehen hat, die Rohrwandungen sind ausgewaschen, viele Kieselsteine wir nennen das Stalaktiten schauen hervor. Dieser Kanal muss ersetzt werden. Das nächste Video zeigt die geschlossene, glatte Betonoberfläche des neuen Leitungsnetzes. So muss das aussehen, sagt Bernd Neuhaus. Zwischen den Aufnahmen und dem Start der Bauarbeiten liegen meist zwei bis drei Jahre in der Zwischenzeit müssen die Videos ausgewertet werden, ein Kostenplan erstellt und in den Wirtschaftsplan eingebracht, Ausschreibungen gestellt und Aufträge vergeben werden.
Beim Kanalbau, wie aktuell im Margaretenweg, achten die Mannen von der Stadtentwässerung auch darauf, nicht benötigte Anschlüsse in Absprache mit den Anwohnern nicht in den Neubau zu übernehmen. Es droht die Gefahr von Rattenlöchern. Die können sich da wunderbar einnisten und ihre Kinder großziehen, weiß Bernd Neuhaus, darum sind wir darauf bedacht, diese Anschlüsse still zu legen. Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Bau eines Kanals: Wir müssen am tiefsten Punkt anfangen, damit das Wasser direkt ablaufen kann und nicht in der Baugrube steht. Ist der neue Kanal in Betrieb, wird der alte mit einem dünnen Beton verfüllt und stillgelegt.
Daseinsvorsorge
Eine der Hauptaufgaben der Stadtentwässerung ist die Daseinsvorsorge, erklärt Bernd Neuhaus. Und dabei das Wichtigste ist die Hygiene. Damit soll vor allem Seuchen und Krankheiten früherer Tage vorgebeugt werden, die auftraten, als die Entwässerung noch nicht geregelt war.
Wenn aus Kanalbauern Knochensammler werden
Sind die Arbeiten am Margaretenweg abgeschlossen, wartet die nächste, noch größere Maßnahme, das Kanalprojekt Lutherplatz/Otto-Prein-Straße. Start ist am 23. Mai. Zunächst werden einige Vorarbeiten erledigt, bevor der eigentliche Bau am Gantenbach beginnt, die rückwärtige Verlegung des neuen Kanals. Der führt bislang über den Vorplatz und den Parkplatz der Kirche. Der neue, größere Kanal wird außen um die Kirche herum gelegt, erklärt Bernd Neuhaus. Damit ist das Leitungssystem einfacher in der Handhabung, etwa beim regelmäßigen Durchspülen oder bei Wartungen. Das funktioniert in einer Straße einfacher, als auf einem Kirchenvorplatz.
Für das Projekt sind 18 Monate veranschlagt. Dabei gilt es nicht allein, das Wohl der Anwohner und die Verkehrsführung im Auge zu behalten. Denn die nahe gelegene Margaretenkirche erfordert besondere Aufmerksamkeit. Wir nutzen einen speziellen Verbau zur Sicherung der Kirche, in ihrer Art eine der Ältesten in der Umgebung, berichtet der Bauingenieur. Die Kirche ist über die Maßen schützenswert. Aber genau deswegen dauern die Arbeiten auch länger als üblich. Es darf keine Erschütterungen geben, normalerweise gibt es gewisse Schwingungen, so Neuhaus. Ein weiterer Aspekt macht diese Arbeiten zu etwas Besonderen: die Zusammenarbeit mit Archäologen. Die ist nötig, weil vermutet wird, dass wir Knochenreste unter dem Vorplatz finden. Diese würden während der Arbeiten mit sehr viel Obhut gesammelt und im Anschluss in einem zeremoniellen Verfahren auf dem Friedhof beigesetzt, schaut Bernd Neuhaus voraus.
Damit die Anwohner wissen, was in der Zeit der Bauarbeiten auf sie zukommt, laden Bernd Neuhaus und Karin Wismann von der Stadtentwässerung zu einer Anwohnerversammlung ein. Am Donnerstag, 12. Mai, um 18 Uhr werden die Bürger über den Umfang der Maßnahme im Sportzentrum Kaiserau, Rotunderaum, informiert.
Bis es so weit ist, hat Bernd Neuhaus noch einiges zu erledigen, zum Beispiel die Bewerbungen um den Auftrag einzusehen und darauf zu achten, dass die Maßnahme am Margaretenweg ordentlich abgeschlossen wird. Wie sag ich immer, Kanalbau ist nicht einfach ein neues Rohr rein und tschüß!