Kamen. Und zum Schluss richtete NRW-Integrationsminister Rainer Schmeltzer noch einen deutlichen Appell an seine Zuhörer. Ich verlange von jedem, der hier sitzt, dass er den Mund aufmacht, rief der Minister seine Mitmenschen mit Nachdruck zur Zivilcourage auf. In einer offenen Diskussion kam am Ende die Frage auf, wie der kippenden Stimmung entgegengewirkt werden könne. Doch eigentlich ist der aus Lünen stammende Minister am Mittwoch aus einem anderen Grund in die Stadthalle gekommen. Im Rahmen der SPD-Stadtverbandsdelegiertenkonferenz diskutierte Schmeltzer mit Elke Kappen, 1. Beigeordnete der Stadt Kamen, Michel Wegmann, Geschäftsführer Pro Mensch Kamen und Meinolf Wacker für den Engagierten Treff Asyl (EnTrA) über die Integration von geflüchteten Menschen. In seinem einleitenden Referat machte Schmeltzer seine Position in der Asylpolitik deutlich.
Zwar sei es eine riesige Aufgabe die ankommenden Menschen aufzunehmen und zu integrieren. Jedoch mache so eine Situation nur stärker, so der Minister für Arbeit, Soziales und Integration. Weiterhin referierte Schmeltzer über die Programme, die von der Landesregierung zur Integration von Geflüchteten initiiert werden. Schließlich müsse das Ehrenamt entlastet werden, auch wenn die ehrenamtliche Hilfe in allen Städten NRWs ungebrochen sei. Wichtig ist Schmeltzer vor allem, dass es keine sozialpolitische Konkurrenz gibt, wie er es nennt. Es darf niemand das Gefühl bekommen, dass er oder sie hinten rüberfallen, betonte der Minister. Die Arbeit der Landesregierung komme demnach allen zugute. Beispielsweise profitierten alle Schüler davon, dass mehr Lehrkräfte eingestellt werden und auch mit dem sozialen Wohnungsbau werden Angebote geschaffen, die sich nicht nur an Geflüchtete richteten. Das Programm KOMM-AN NRW unterstütze die ehrenamtlichen Helfer mit finanziellen Mitteln. Wir schöpfen auf Landesebene alle Spielräume aus, so das Zwischenfazit des Ministers. Sehr zur Freude des Ministers wird nun auch der rechtliche Rahmen auf Bundesebene mit dem Integrationsgesetz verändert. Auch die anlaufenden Maßnahmen des Bundesarbeitsministeriums, die Geflüchtete Menschen praktisch an den deutschen Arbeitsmarkt heranführen sollen, begrüßte Schmeltzer, der sich dafür stark machte, Integration als Chance zu begreifen.
Unter Moderation von Kerstin Heidler kamen in einer gemeinsamen Diskussion dann die Leute an das Mikrofon, die sich vor Ort in Kamen um die Integration der Geflüchteten kümmern. Elke Kappen, erste Beigeordnete der Stadt Kamen, gab einen Einblick in die Zahlen. Derzeit leben 559 Geflüchtete in Kamen. Das entspreche einem Anteil von 1,5 Prozent an der Bevölkerung von Kamen. Die Menschen leben weit über dem Stadtgebiet verteilt, ergänzte Kappen. 253 Geflüchtete wohnen bereits in Wohnungen. Weitere 306 Menschen leben noch in den Gemeinschaftsunterkünften. In der Vergangenheit habe die erste Priorität der Stadt auf der Verhinderung von Obdachlosigkeit gelegen. Nun werden weitergehende Maßnahmen ergriffen. Wir werden die Zeit nutzen, um die Unterkünfte zu verändern, informierte Kappen. Ziel bleibe es jedoch, alle Menschen in einer normalen Wohnung unterzubringen. Auch die Verteilung der Kinder auf verschiedene Schulen steht bei der Beigeordneten auf der Agenda. Wir werden die Kinder so verteilen, dass Integration gelingt, machte Kappen deutlich.
Für die ehrenamtlichen Helfer aus der Stadt waren Michel Wegmann, Geschäftsführer von Pro Mensch Kamen und Meinolf Wacker für den Engagierten Treff Asyl in die Stadthalle gekommen. Bis zu 50 Menschen arbeiten laut Wegman bei Pro Mensch täglich daran, die Integration geflüchteter Menschen in Kamen voranzutreiben. Dabei kann der noch junge Verein bereits erste Erfolge vorweisen. Bis zu 1000 Menschen waren beim Fest Herzlich WillKamen zu Gast. Auch der AG Hospitation/Praktika des Vereins gelingt es, Kontakte zwischen lokalen Arbeitgebern und Geflüchteten zu knüpfen. Man wolle weiterhin mitgestalten, so Wegmann. Bereits vor sieben Jahren begann Meinolf Wacker damit, Beratungen für Geflüchtete anzubieten. Mit dem O-Punkt gelang es den beiden Initiativen nun, dies auf professionelle Beine zu stellen. Demnach sei man kurz davor, eine halbe Stelle einzurichten. Mithilfe der Katholischen Kirche wird das Büro in der Weststraße finanziert.
Zum Abschluss der Veranstaltung wurden interessierte Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, Fragen an die Teilnehmer der Diskussion zu stellen. Wer selbst Interesse daran hat, in der Flüchtlingshilfe mitzuwirken, solle sich an Pro Mensch oder EnTrA wenden.