„CSI Margaretenkirche“

Methler. Es ist ein bisschen wie in den amerikanischen Krimiserien: Bevor die Kanalbauarbeiten rund um die Margaretenkirche beginnen können, müssen Beweise gesichert werden. Dabei kommt moderne Technik zum Einsatz.

Sie ist ein Schätzchen, die Margaretenkirche in der alten Dorfmitte von Methler. Und derlei Kleinode wollen gehegt und gepflegt werden. Darum walten die Stadtentwässerung (SEK) und verschiedene Firmen mit besonderer Vorsicht, wenn es daran geht, rund um die Kirche neue Kanäle zu verlegen. „Wir haben wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft“, sagt Andreas Dörlemann, zuständig für die Denkmalpflege im Rathaus.

Bereits im September 2015 begannen die Vorbereitungen für die Arbeiten, die erst im Frühsommer 2017 starten werden. An dem spätromanischen Gebäude selbst wird nicht gearbeitet, trotzdem muss es genau begutachtet werden. „Wichtig ist die Beweissicherung“, sagt Bernd Neuhaus, Technischer Betriebsleiter der SEK. Und was sich anhört wie bei der Kriminalpolizei, ist auch mit der Arbeit der Ermittler vergleichbar. Risse im Gebäudeinneren wurden dokumentiert, um während und nach der Arbeiten zu überprüfen, ob das alte Gemäuer unter der Baustelle nicht leidet. „In die größeren Risse setzen wir an der dicksten Stelle Gipsmarker“, erklärt Andreas Dörlemann. An diesen Markern ist genau abzulesen, ob es Erschütterungen durch die Baustelle gibt, die das Gotteshaus schädigen könnten.

Damit es möglichst gar nicht so weit kommt, wird rund um den Sakralbau ein besonderes Verfahren verwendet, um erschütterungsfrei zu arbeiten: der sogenannte Dielenpressverbau. „Hierbei werden Kanaldielen hydraulisch eingepresst“, erklärt Karin Wismann, Bauleitung. Während eines Arbeitsschritts sind nur wenige Meter der Baugrube geöffnet, so entsteht kein langer, geöffneter Graben. „Die Gefahr gefährlicher Setzungen an angrenzenden Bauwerken wird so minimiert“, erläutert Wismann. Sind die Rohre verlegt, wird die Grube sofort mit Flüssigboden verfüllt. „Der hat den Vorteil, dass er nicht verdichtet werden muss“, weiß Bernd Neuhaus, „und der Boden ist spatenstichfest.“

Das dies „keine normale Baustelle“ ist, wie Neuhaus sagt, zeigt auch die Zusammenarbeit mit Archäologen. Denn auch auf dem Vorplatz der Kirche wird gegraben und „dort hat es wahrscheinlich mal einen Friedhof gegeben“, vermutet Andreas Dörlemann. Der Kanal liegt an dieser Stelle nur 1,30 Meter tief, aber „früher ging man für die Bestattungen auch nicht weit unter die Erde, da wird sich etwas finden.“ Sollten etwa Knochen gefunden werden, „gehen wir damit natürlich pietätvoll um“, verspricht Bernd Neuhaus.

Bevor es soweit ist, wird die Beweissicherung komplettiert. Ist das Laub der die Kirche umgebenden Bäume lichter, steigt eine Drohne auf, um 3D-Aufnahmen der Margaretenkirche und des Umfelds zu machen. „Damit können wir überprüfen, ob es zu Schiefstellungen kommt“, erklärt Andreas Dörlemann. „Und es hat den positiven Nebeneffekt für die Denkmalpflege, dass wir solche tollen Aufnahmen bekommen, das gibt es selten.“

In der Kirche befindet sich der älteste Dachstuhl Westfalens, das wurde bei Untersuchungen 2004 herausgefunden. Ohnehin, weiß der städtische Denkmalpfleger, ist die Margaretenkirche „ganz gut untersucht“. So wurde bei der Erneuerung des Bodens in den 80er-Jahren herausgefunden, dass der Bau früher kleiner war, dass das Fundament weiter innen liegt. Experten datieren dieses Fundament auf das Jahr 1000.

Ab heute wieder Baubetrieb

Während das Areal rund um die Margaretenkirche noch begutachtet wird, laufen die Arbeiten im Kreuzungsbereich Hilsingstraße/Otto-Prein-Straße/Germaniastraße seit einer Weile. „Im Augenblick sieht es für Laien wahrscheinlich aus, als passierte hier nichts“, merkt Karin Wismann an. Die Baustelle ist ziemlich verwaist, Arbeiter und Baufahrzeuge kaum zu sehen. Das hat jedoch einen Grund: Eine Abmauerung musste aushärten, das dauert seine Zeit. „Die ist nötig, damit das Wasser später nicht rückwärts läuft“, erklärt die Bauleiterin. Ab heute, Montag, „werden die Menschen die Bauarbeiten wieder sehen – und hören“, sagt Wismann.

Eine Kollision der Baustelle mit der traditionellen Pflaumenkirmes wird es übrigens nicht geben, versichern Bernd Neuhaus und Karin Wismann. „Einen Tag vor dem Aufbau der Kirmes wird eine entsprechende Fläche zur Verfügung gestellt, sollten wir dann noch nicht fertig sein“, verspricht Neuhaus. „Wir wissen, das ist hier seit Jahrhunderten ein großes Ereignis, darauf nehmen wir Rücksicht“.