Leben mit Geflüchteten: Entspannt den Alltag angehen

Ortstermin in der Unterkunft Dortmunder Allee

Kamen. Entspanntheit: Der Begriff beschreibt wohl am besten die Art, wie die Stadt mit geflüchteten Menschen umgeht. Und sollten doch wieder mehr von ihnen nach Kamen kommen, "haben wir Kapazität", sagte Bürgermeister Hermann Hupe heute bei einem Ortstermin in der Unterkunft an der Dortmunder Allee, der alten Polizeikaserne. Der Anlass: Die NRW-"Woche des Respekts", die für gegenseitige Achtung werben soll. In diesem Fall: Achtung vor Geflüchteten – und vor denen, die ihnen haupt- und ehrenamtlich beistehen.

138 Flüchtlinge, überwiegend alleinstehende Männer, leben derzeit in dem Quartier; stadtweit sind es rund 600, davon etwa die Hälfte in Gemeinschaftsunterkünften, die Hälfte in Wohnungen. Die alte Kaserne war erst vom Land als Notunterkunft genutzt worden. Inzwischen führt eben die Stadt Regie – und die Bewohnerzahl ist eine deutlich geringere. An die Stelle von Rundum-Versorgung sei Selbstorganisation getreten, sagt Hupe. Und er freut sich: Ein paar Monate reichten den Geflüchteten, sich "Alltagsdeutsch" anzueignen.

Apropos Sprache: Die 1. Beigeordnete Elke Kappen berichtet von einem halben Dutzend Menschen, die – weil das Kursangebot vor Ort belegt war – mit dem Fahrrad regelmäßig nach Bergkamen fuhren, um Deutsch zu lernen.

Der Sicherheitsdienst im Gebäudekomplex an der Dortmunder Allee funktioniert laut Kappen "sehr gut", es sei rund um die Uhr ein Ansprechpartner da – und was die ehrenamtlichen Helfer angeht: Auch da ist Kontinuität gegeben. Bestimmte Ehrenamtliche sind bestimmten Flüchtlingen "zugeordnet", nicht streng formal, eher im Sinne von Patenschaft. Wie sich die Lage gewandelt hat, beschreibt Bürgermeister Hupe so: "Vor einem Jahr wurde Obdachlosigkeit vermieden. Jetzt geht es um Integration." Damit Transporte oder Umzüge in "eigene vier Wände" künftig leichter sind, wird die Stadt zusammen mit der katholischen Kirche einen gebrauchten Lastwagen anschaffen, unterstützt von Sponsoren.

Es läuft, wie gesagt, entspannt. So entspannt übrigens, dass auch die zeitweise zweckentfremdete Sporthalle in Heeren zum 1. Januar wieder den Vereinen zur Verfügung stehen soll.