Kamen: Die Friedrich-Ebert-Schule als Prototyp für einen modernen Offenen Ganztag. 1,8 Millionen Euro fließen in den nächsten beiden Jahren an den Schulstandort am Fuße der Lüner Höhe. Der bogenförmige Anbau, der sich an die Weddinghofer Straße schmiegt, soll ab Mitte kommenden Jahres die zurzeit unbefriedigende Raumsituation beenden. „Wir freuen uns sehr, wenn das so klappen könnte. Die Situation bei uns ist zurzeit sehr grenzwertig“, so Schulleiterin Christina Pusch.
Grenzwertig deswegen, weil der Offene Ganztag, den es in Kamen seit dem Jahr 2004 gibt, an der Friedrich-Ebert-Schule teilweise in einem Container organisiert wird, so stark ist die Nachfrage nach der Nachmittagsbetreuung, deren Träger dort der Evangelische Kirchenkreis ist, gestiegen. Waren es im Schuljahr 2012/13 noch 76 Ganztagsschüler, sind es aktuell 116. Der Container, der wegen der steigenden Nachfrage auf der südlichen Seite zur Grillostraße im Januar 2016 postiert wurde, kann längst nicht alle Gruppen fassen.
„Dringender Bedarf“
Die Ganztagsgruppen sind deswegen in unterschiedlichen Räumen, verteilt über das Schulgebäude, untergebracht, was durch weite Wege nicht nur logistische Probleme bringt, sondern auch mehr Personal erfordert. Gegessen wird im Dreischicht-Betrieb, weil die Essensräume sehr klein sind. Insgesamt keine optimale Lösung, wie auch die Erste Beigeordnete und Schuldezernentin Elke Kappen findet. „Es bestand dringender Handlungsbedarf“, sagt sie. Verworfen wurde dabei die Möglichkeit, einfach noch einen Container aufzustellen. „Wir wollten keine neue Übergangslösung schaffen.“
Abhilfe soll nun ein Anbau bringen, für den erste Entwurfspläne vorliegen. „Zunächst nur ein Modell, wie es aussehen könnte“, betont Kappen. Bei der Ringbebauung handelt es sich um einen zweigeschossigen Anbau mit Aufzug, der an das Altgebäude über einen Durchstich im nordwestlichen Bereich angeschlossen wird, ein Durchstich sowohl im Erdgeschoss als auch im Obergeschoss; dadurch würde auch das Altgebäude im Obergeschoss als barrierefrei gelten. Das Gebäude ist im Erdgeschoss in drei fließend ineinander übergehende Bereiche aufgeteilt:
Für die Verwaltung ca. 100 Quadratmeter, mit Räumen für Mitarbeiter und Leitung (37 Quadratmeter), Sonderpädagogen (25 Quadratmeter) und Besprechung (25 Quadratmeter).
Für Eingang, Aufzug und Sanitäranlagen (ca. 130 Quadratmeter).
Und für Speiseraum, Küche und Anlieferung (ca. 20 Quadratmeter), wobei der Speiseraum ca. 78 Quadratmeter und die Küche 15 Quadratmeter umfassen. Die Anlieferung wurde dabei so gestaltet, dass sie von der Straße sofort erreichbar ist und niemand über den Schulhof laufen bzw. fahren muss.
Auch das Obergeschoss verteilt sich auf drei Bereiche, die ebenso über einen zum Schulhof gewandten Flur erschlossen sind:
Für zwei Gruppenräume mit jeweils ca 47 Quadratmeter.
Für einen Flur- und Spielbereich mit Aufzug (ca. 120 Quadratmeter).
Und für weitere drei Gruppenräume, ebenso mit jeweils 47 Quadratmetern.
Baustart soll noch in diesem Jahr sein, vermutlich im Sommer. Der Auftrag soll nun in die Vergabe kommen, Details in der Planung können sich dabei noch verändern, wie Kappen betont. Zunächst waren auch andere Standorte diskutiert worden, die sich aber als nicht praktikabel erwiesen haben. Entweder wäre der Schulhof zu stark verkleinert oder andere Gebäudeteile wären verschattet worden.
Investition auf zwei Jahre verteilt
Die im städtischen Haushalt eingestellten Summen betragen 1,3 Mio. Euro für 2018 und 500.000 Euro für 2019. Als Planungskosten wurden 30.000 Euro eingestellt.
Finanziert wird das Projekt über das Landesprogramm „Gute Schule“, aus dem Kamen etwa 3,42 Millionen Euro schöpfen kann.
Steigende Anmeldezahlen im Offenen Ganztag
Der offene Ganztag, in den ersten Jahren oft als Anhängsel der Schulen mit wenig pädagogischen Inhalten kritisiert, hat sich längst zum Erfolgsmodell gewandelt. Beleg sind die steigenden Anmeldezahlen, die auch dem Bedürfnis der Familien, Beruf und Familie zu vereinbaren, geschuldet sind. Die Betreuungsquote lag im Schuljahr 2007/2008 noch bei 32,6 Prozent. Im Schuljahr 2016/17 hat sie sich nahezu verdoppelt auf 60,1 Prozent. In absoluten Zahlen ist die Steigerung abzulesen vom Schuljahr 2012/13, als 384 Schüler den Offenen Ganztag besuchten, bis zum Schuljahr 2016/17, als 543 Schüler angemeldet waren. Zu den Ganztagsschulen mit den meisten Schülern zählen die Diesterwegschule mit 117 Schülern und die Friedrich-Ebert-Schule mit 116 Schülern. An der Südschule sind es 101, an der Jahnschule 80, an der Astrid-Lindgren-Schule 78 und an der Eichendorffschule 51 Schüler.
Der Ausbau der Infrastruktur soll Schule für Schule fortgesetzt werden. Erste Mittel dafür sollen im Haushaltsplan 2019 eingestellt werden. Welche Schule berücksichtigt wird, steht noch nicht fest-
Quelle: hellwegeranzeiger.de