Bei der Veranstaltung „Bürger treffen Bürger“ stand nicht nur das Stadtjubiläum im Mittelpunkt, sondern auch die Verabschiedung des scheidenden Bürgermeisters. Dieser warnte vor Populismus.
Die Stadthalle ist voll. An den edel dekorierten Tischen sitzen Vertreter aus fast allen Bereichen Kamens, der Region und den Partnerstädten der Sesekestadt. Sie treffen sich, um bei der Veranstaltung „Bürger treffen Bürger“ miteinander in den Dialog zu treten, das 50. Jubiläum der neuen Stadt Kamen zu feiern und um Bürgermeister Hermann Hupe (SPD), der seit 15 Jahren im Amt ist, zu verabschieden.
Dieser kann sich am Sonntag an ein breites Publikum richten. Ein Querschnitt des sozialen Lebens in Kamen sitzt dort an den Tischen: Vertreter der Schulen, der Freiwilligen Feuerwehr und der Polizei sowie der Industrie unterhalten sich mit Chorsängern, Schützenbrüdern und -schwestern, mit Kulturtreibenden, Sportlern, Awo-Mitgliedern und einer ganze Reihe von Politikern. Die Bürgermeister aus den Kommunen des Kreises sind ebenso angereist wie Delegationen aus fast allen Partnerstädten Kamens.
„Ich bin nicht aufgeregt, aber nachdenklich“, verrät Hupe vor seiner Festrede. Mit seinem Rücktritt gebe er zwar Einiges auf, was ihm Freude bereitet habe, dennoch sei das Ende seiner Zeit als Bürgermeister auch eine Befreiung. Vor allem auf die freien Wochenenden freue er sich.
Als Hupe an das Pult tritt, um schließlich seine Festrede zu halten, begrüßt er die Gäste zuerst mit „Liebe Freundinnen und Freunde“. Es ist keine lange Rede, die Hupe vor dem vollen Saal hält. Er bedankt sich für die vielen Jahre, in denen er mit den Gästen in unterschiedlichen Bereichen zusammengearbeitet hat. Dann kommt aber dennoch ein nachdenklicher Moment: eine Warnung vor Populismus. Dieser sei zwangsläufig vereinfachend. Er lasse wesentliche Fakten aus und beeinflusse die gesellschaftlichen Diskussionen negativ. Wut und Pauschalisierung, Respektlosigkeit und Häme seien die Folge. Erklärungen und Informationen seien ein passendes Gegenmittel.
Donnernder Applaus toste durch die Halle, als Hupe seine Rede beendete. Die Gäste erhoben sich von ihren Sitzen und gaben dem scheidenden Bürgermeister, dessen Nachfolgerin Elke Kappen (SPD) am 1. August seinen Platz einnehmen wird, andauernde Standing Ovations. „Dass Hermann Hupe geht, macht mich schon ein Stück wehmütig“, sagt Landrat Michael Makiolla (SPD). Hupe habe er immer als ruhenden Pol und konstruktives Mitglied der Bürgermeisterkonferenz erlebt. „Das war eine gute Zeit mit ihm“, so Makiolla. Auch Unnas Bürgermeister Werner Kolter (SPD) findet freundliche Worte für seinen Amtskollegen. Unna und Kamen würden eine freundschaftliche Rivalität pflegen. Die gute Zusammenarbeit zwischen den Städten sei zum großen Teil auch Hupe zu verdanken, den Kolter als sachlich und konstruktiv beschreibt. „Aus einer Kollegialität ist über die Zeit eine Freundschaft gewachsen“, sagt Kolter. Lars Nyander, Bürgermeister von Kamens schwedischer Partnerstadt Ängelholm, sagt: „Ich schätze Hermann Hupe als sehr charismatische Person, die das Herz am rechten Fleck trägt.“ Als Geschenk hat Nyander im Namen der Partnerstadt einen Gutschein für ein schönes Wochenende in Ängelholm überreicht, samt Hotelübernachtung. Er hofft, dass Hupe einen Teil seiner neugewonnen Freizeit dazu nutzt, die schwedische Partnerstadt zu besuchen. Da Hupe sich bereits über freie Wochenenden freut, stehen die Chancen vielleicht gar nicht so schlecht.
Quelle: Hellweger Anzeiger.de
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